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US-Leitzins auf historischen Tiefstand gesenkt

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Die US-Notenbank setzte den Satz von bisher 1,0 Prozent auf eine fluktuierende Rate im Bereich zwischen null Prozent und 0,25 Prozent hinab.

In einem beispiellosen Schritt wird die US-Notenbank Fed den Banken ab sofort praktisch zum Nulltarif Geld leihen. In einer Sitzung am Dienstag in Washington senkte die Fed den Leitzinssatz auf einen historischen Tiefstwert von null bis 0,25 Prozent. Die Fed-Experten begründeten die Entscheidung mit der "weiteren Verschlechterung" der US-Konjunktur und der Gefahr einer Deflation.

Bisher hatte der Leitzins bei 1,0 Prozent gelegen, künftig soll er nach dem Willen der Fed zwischen null und einem Viertel Prozent fluktuieren. In ihrer Erklärung zeichnete die Fed ein kritisches Bild der Wirtschaftslage: Konsumausgaben, Geschäftsinvestitionen und Industrieproduktion nähmen weiter ab. Zugleich habe sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt verschlechtert.

Inflationsdruck hat sich verringert
Ziel des neuen Zinsschnittes sei, die "Rückkehr zu einem nachhaltigen Wachstum zu fördern und die Preisstabilität zu wahren", hieß es in der Fed-Erklärung. Die Lage auf den Finanzmärkten und die Bedingungen bei der Kreditvergabe bewertete die Notenbank weiter als "angespannt". Der Inflationsdruck habe sich hingegen "merkbar verringert", erklärte die Fed.

Die Fed sagte zu, im Kampf gegen die Rezession "alle zur Verfügung stehenden Instrumente zu nutzen". Ihr Focus werde dabei weiter auf der Stabilisierung der Finanzmärkte liegen. Zu den geplanten Maßnahmen zähle der Plan, in den kommenden Monaten "in großem Umfang" hypothekengestützte Wertpapiere aufzukaufen, um die Lage auf dem Immobilien- und Hypothekenmarkt zu entspannen.

Auch der Erwerb langfristiger Staatsanleihen beim US-Finanzministerium werde geprüft, erklärte die Fed. Die Zinssätze würden insgesamt "für einige Zeit außergewöhnlich niedrig" liegen, heißt es in der Erklärung. Der neuerliche Zinsschnitt übertraf die Erwartung der meisten Analysten in den USA, die eine Senkung auf 0,5 Prozent vorhergesagt hatten.

Zinspolitik endgültig ausgeschöpft
Mit der Zinssenkung in die Nähe der Null-Marke hat die Fed die Möglichkeiten zur Konjunkturbelebung über die Zinspolitik weitgehend ausgeschöpft. Die Zinssenkungen der vergangenen Monate hatten den erwünschten Effekt verfehlt, die Kreditvergabe anzukurbeln.

Der erneute Zinsschnitt dürfte von dem rapiden Schwinden des Inflationsrisikos ermuntert worden sein. Nach amtlichen Angaben vom Dienstag sanken die Preise im November im Monatsverlauf um einen Rekordwert von 1,7 Prozent. Der Preisverfall ließ die Furcht vor einer Deflation wachsen, deren Schaden für die Wirtschaft nach Einschätzung vieler Ökonomen noch größer ist als die Inflation. Die Inflationsrate sank im November im Jahresvergleich auf nur noch 1,1 Prozent. Zudem sankt die Zahl der Neubauprojekte im November um 18,9 Prozent, wie die US-Behörden am Dienstag mitteilten.

Der designierte US-Präsident Barack Obama warb angesichts der neuerlichen Senkung für seinen Plan, zu Beginn des kommenden Jahres ein neuerliches staatliches Konjunkturprogramm zu verabschieden. Mit einem Zinssatz nahe Null gehe der Fed die "traditionelle Munition" zur Konjunkturbelebung aus, sagte Obama in Chicago. "Die Fed hat zwar noch andere Instrumente, doch ist es wichtig, dass nun die anderen Zweige der Regierung tätig werden."

Es sei deshalb "absolut wichtig", dass der neu gewählte US-Kongress nach seiner Konstituierung Anfang Januar ein solches Paket auf den Weg bringe, sagte Obama. Der designierte Präsident erhofft sich von dem Programm unter anderem die Schaffung von 2,5 Millionen Arbeitsplätzen.

Der Dow Jones gewann nach Bekanntwerden des US-Zinsschritts über 4 Prozent.

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