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Verkauf von Stiefelkönig vom Tisch

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Geringe Rentabilität, schwache Performance: Der Verkauf der Schuhhandelskette Stiefelkönig ist vorerst vom Tisch.

"Der Verkaufsprozess wird neu strukturiert", sagte Geschäftsführer Oliver Wieser. Schuld an der Entscheidung sind das allgemeine Marktumfeld, die zu schwache Unternehmensperformance sowie die zu geringe Rentabilität. Ursprünglich sollte der Schuhhändler, der 2003 von der BAWAG finanziell aufgefangen wurde, den Eigentümer bis zum Sommer wechseln. Den jüngsten Plänen zufolge sollen bis Ende 2010 vorerst nur die Vertriebsschienen Delka und Turboschuh verkauft werden.

Aus für Diskont
Bis Ende 2010 soll Stiefelkönig nun auf neue Beine gestellt werden. Der Diskontbereich wird abgestoßen. "Wir wollen die Vertriebslinien Delka und Turboschuh veräußern", so Wieser.

Konzentration auf Geox
Das Management will sich den Angaben zufolge auf das Kerngeschäft mit Stiefelkönig-Stores und -Boutiquen sowie die Kooperation mit Geox konzentrieren. Der größte italienische Schuhkonzern war im Frühjahr noch als potenzieller Käufer von Stiefelkönig gehandelt worden, winkte aber mittlerweile ab. Die Kooperation mit Geox wird laut BAWAG unverändert fortgesetzt. Stiefelkönig ist in Österreich, CEE und Süddeutschland Master-Franchisenehmer. "Das heißt, fast alle Geox-Shops in Österreich werden von uns betrieben", erklärte Wieser.

Österreicher kaufen weniger Schuhe
Ebenso wie der gesamte Einzelhandel leidet der Schuhfachhandel in Österreich am aktuellen Marktumfeld. Die Schuhfachhändler beklagen für das erste Halbjahr 2008 ein flächenbereinigtes Umsatzminus von 3 bis 3,5 Prozent. "Stiefelkönig liegt auf Basis vergleichbarer Shops genau in dieser Tendenz", so Wieser. Zuwächse bei den Verkaufserlösen seien nur mit mehr Filialen zu erwirtschaften. Bei Stiefelkönig wird der Nettoumsatz heuer gegenüber 2007 voraussichtlich von 140 auf 145 Mio. Euro zulegen.

Schwache Unternehmensperformance
Einem Verkauf im Weg steht derzeit aber nicht nur die Gesamtmarktentwicklung. Stiefelkönig ließ heuer bei der Unternehmensperformance zu wünschen übrig und hat auch die Rentabilitätserwartungen des Eigentümers BAWAG P.S.K nicht erfüllt. Die BAWAG hatte den hoch verschuldeten Schuhhändler zur Sanierung übernommen und auch bereits kräftig investiert. Medienberichten zufolge hatte die Bank allein im Vorjahr 15 Mio. Euro in die Schuhhandelskette eingeschossen. Zuvor sei das Eigenkapital negativ gewesen. Der US-Fonds und BAWAG-Eigentümer Cerberus stellte sich früheren Berichten zufolge einen Verkaufserlös zwischen 45 und 60 Mio. Euro vor - mindestens.

Gemeinsam mit dem internationalen Beratungsunternehmen Alvarez & Marsal sei nun ein Plan entwickelt worden, der zur Steigerung des Wertes der Unternehmensgruppe beitragen soll, teilte die BAWAG heute mit. Die Bank werde die dafür notwendigen finanziellen Mittel bereitstellen. Beim Verkauf von Turboschuh und Delka würden die Stiefelkönig-Gruppe und die BAWAG weiterhin von der Raiffeisen Investment AG als exklusivem Verkaufsberater unterstützt.

Führungsspitze verändert
Der BAWAG-Aufsichtsrat hat Stephan Happe (40) interimistisch zum zweiten Geschäftsführer der Stiefelkönig-Gruppe bestellt. Er folgt damit Toni Kampelmühler (39). Oliver Wieser (36), der seit Ende 2003 im Top Management der Stiefelkönig-Gruppe tätig ist, wird dem Unternehmen auch weiterhin als Geschäftsführer zur Verfügung stehen.

Das Filialnetz der Stiefelkönig-Gruppe umfasste per Ende September 190 Geschäftsstellen in Österreich, Slowenien, Kroatien, der Slowakei und Deutschland. Zu den 159 Filialen im Inland zählen 37 Turboschuh-und 37 Delka-Geschäfte sowie 20 Geox-Shops. Stiefelkönig beschäftigt derzeit 1.087 Mitarbeiter (auf Vollzeitbasis umgerechnet) - das sind um 52 Arbeitnehmer mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der Filialen vergrößerte sich um 12 Outlets.

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