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Dreiste Sprit-Abzocke geht weiter

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In den letzten zwei Tagen ist Eurosuper in Österreich um 1,3 Cent teurer geworden. Dabei müsste Sprit schon längst um sieben Cent billiger sein.

Die Entwicklung der heimischen Spritpreise sorgt für immer größeren Ärger. Zu Recht: Wie der ARBÖ nun auf ÖSTERREICH-Anfrage erhoben hat, zahlen die Autofahrer derzeit pro Tag rund zwei Millionen Euro zu viel an der Tankstelle.

Am Mittwoch etwa ist der Ölpreis weiter gefallen. OPEC-Öl kostete pro Barrel nur mehr 103 Dollar. Aber: Trotz des Preisverfalls beim Öl ist an den heimischen Tankstellen keine Rede von Preissenkungen – ganz im Gegenteil. Wie die Grafik zeigt, ist Rohöl billig wie zuletzt im April, die Spritpreise steigen aber weiter an. Alleine in den vergangenen beiden Tagen kletterte der Dieselpreis um 0,6 Cent nach oben, Eurosuper kostete 1,3 Cent mehr.

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Die erschütternde ARBÖ-Rechnung: Im April dieses Jahres, als die Rohölpreise zuletzt so niedrig waren wie heute, war Diesel im Schnitt um sieben Cent und Eurosuper durchschnittlich um 5,4 Cent billiger. Und dieser Preisunterschied verursacht derzeit bei den Autofahrern täglich rund zwei Millionen Euro Mehrkosten. Die Basis für diese Zahl: Pro Tag werden in Österreich 7 Millionen Liter Super und 21 Millionen Liter Diesel verkauft. Die Mineralölindus­trie streift also täglich exakt 1,96 Millionen Euro Euro zusätzlich ein, so der Vorwurf des Autofahrerklubs.

„Skandal ersten Ranges“
ARBÖ-Sprecherin Lydia Ninz spricht angesichts der Preispolitik der Konzerne von einem „Skandal ersten Ranges“. Selbst am Rotterdamer Spotmarkt würden, so Ninz weiter, die Preise fallen. „Man muss bis Anfang April zurückgehen, um eine ähnlich niedrige Notierung zu finden – aber bei uns steigen die Spritpreise trotzdem weiter an.“

Die Preispolitik der Mineralölmultis ist aus Sicht des ARBÖ freilich umso ärgerlicher, weil die Autofahrer aufgrund des gestiegenen Ölpreises ohnehin tiefer in die Tasche greifen mussten. In den vergangenen vier Monaten dieses Jahres wurden für Sprit verglichen zu den vier Monaten davor (Jänner bis Ende April) rund 540 Millionen Euro mehr ausgegeben.

Industrie wehrt sich. Der Fachverband der Mineralölindustrie wies den Vorwurf der Preistreiberei naturgemäß zurück. „Der Dieselpreis ist wieder auf dem Niveau von Anfang April. Es wird aber vergessen, dass der Euro gegenüber dem Dollar seit April um sieben Prozent schwächer geworden ist“, so ein Sprecher.

Auch sei es falsch, dass der Markt nicht funktioniere. „Über fehlenden Wettbewerb kann man in Österreich nicht jammern. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl sei die Tankstellendichte höher als in Deutschland“, so der Fachverbands-Sprecher.

Trotz der höchst unerfreulichen Preise an den Zapfsäulen ist zumindest langfristig Entspannung in Sicht. Dass sich der Ölpreis jetzt wieder im Sinkflug befindet, ist für Experten ein Anzeichen dafür, dass die sogenannte Ölblase geplatzt ist. „Die Spekulanten haben ihre Gewinne eingefahren und sind ausgestiegen. Jetzt ist die Luft heraußen“, so Ninz.

Ölpreis sinkt. Marktkenner gehen davon aus, dass der Ölpreis schon bald wieder unter die 100-Dollar-Marke fallen könnte. Das ist nicht nur auf das Platzen der Spekulationsblase zurückzuführen, sondern auch auf die aktuelle Konjunkturschwäche. Der Markt geht davon aus, dass sich der weltweite Ölverbrauch in den nächsten Monaten einbremsen wird.

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