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VW als Familienunternehmen

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VW-Aufsichtsratsvorsitzender Ferdinand Piech will die totale Macht über Volkswagen. Der Autokonzern könnte zum Familienunternehmen werden.

VW-Aufsichtsratsvorsitzender Ferdinand Piech strebt nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel" die Machtübernahme bei dem deutschen Autokonzern an: Volkswagen solle "offenbar in ein Familienunternehmen verwandelt werden - mit ihm selbst als Oberhaupt".

Aufkauf von VW-Aktien
Zu Zeit würden Investoren aus dem " weiteren Umfeld Piechs" 5 bis 7 Prozent der VW-Aktien aufkaufen, schreibt der "Spiegel". Damit wäre zusammen mit dem Porsche-Anteil, der bis auf 29,9 Prozent aufgestockt werden soll, die Mehrheit auf der traditionelle schwach besuchten Hauptversammlung gesichert. Eine Unternehmenssprecherin lehnte einen Kommentar zu dem Bericht ab.

Familien-Tradition
Piechs Großvater Ferdinand Porsche hatte in den 30er Jahren den Käfer entwickelt, die Keimzelle der beiden Autobauer Volkswagen und Porsche. Piechs Vater war Werkleiter in Wolfsburg. Piech selbst hält 13 Prozent an Porsche, die zur Zeit mit über 21 Prozent größter VW-Anteilseigner sind und noch zukaufen wollen.

Großinvestoren kritisiert Führungswechsel
Der VW-Aktionär Tweedy Browne hat den Führungswechsel beim Wolfsburger Autokonzern scharf kritisiert und Aufsichtsratschef Ferdinand Piech persönlich angegriffen. Es sei beispiellos, dass ein Vorstandschef, der offenbar erfolgreich dabei sei, eine wichtige Wende im Unternehmen herbeizuführen, so sang- und klanglos gefeuert werde, sagte Tom Shrager, Partner des einflussreichen US-Investmenthauses, dem "Handelsblatt" . Dies werfe ernsthafte Fragen zur Unternehmensführung bei VW und der Rolle von Piech auf.

Erstmals geht damit einer der Großinvestoren des Autobauers klar auf Distanz zu dem überraschenden Führungswechsel an der Unternehmensspitze. Tweedy Browne zählt zu den fünf größten Anteilseignern von VW und hält mit zwei Millionen Aktien knapp ein Prozent an Volkswagen. Shrager nimmt vor allem das Verhalten von Piech aufs Korn. "Wir konnten uns kaum vorstellen, dass der Aufsichtsratsvorsitzende - mit seiner wenig eindrucksvollen Bilanz als VW-Manager - die Prinzipien der Corporate Governance mit Füßen treten und seine Aufsichtsratskollegen auf solche Weise umstimmen würde", kritisierte Shrager.

Sanierungskurs soll fortgesetzt werden
Unterdessen hat der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff vom künftigen VW-Chef Martin Winterkorn verlangt, den "konsequenten Sanierungskurs" des scheidenden Konzernchefs Bernd Pischetsrieder fortzuführen. Niedersachsen hält knapp 20,8 Prozent der VW-Anteile und ist damit zweitgrößter Aktionär nach Porsche (rund 21,3 Prozent).

Winterkorn neuer VW-Chef
Vergangene Woche hatten Pischetsrieder und das Aufsichtsratspräsidium sich einvernehmlich auf das Ausscheiden des bisherigen Konzernchefs zum Jahresende verständigt. Nachfolger soll der erfolgreiche Audi-Chef und Piech-Vertraute Winterkorn werden. Am Freitag behandelt der gesamte Aufsichtsrat die Personalie.

Betriebsrat verteidigt Piech
Der VW-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh hat den Wechsel an der Konzernspitze verteidigt. Osterloh sagte der "Welt am Sonntag", er erhoffe sich von Winterkorn neue strategische Impulse. Osterloh verteidigte Piech gegen Vorwürfe, sich zu stark ins operative Geschäft einzumischen: "Er nimmt schlicht seine Aufgabe als Aufsichtsratsvorsitzender wahr. Und er ist ein absoluter Autofachmann."

Neue Struktur
Nach Informationen des "Spiegel" will Winterkorn die Automarken neu aufteilen. Es soll eine Premiumgruppe mit Audi, Bentley, Bugatti und Lamborghini geben und eine Volumengruppe mit Volkswagen, Seat und Skoda. Es solle auch wieder einen Konzern-Entwicklungschef geben, um das "Neben- und Gegeneinander der Marken" zu beenden.

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