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VW genehmigt Milliarden-Investitionen

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Der bisherige Audi-Boss Winterkorn beerbt Bernd Pischetsrieder als VW-Vorstandschef. Mit Investitionen kämpt man gegen die Krise.

Der Vorstandschef der Volkswagen AG, Bernd Pischetsrieder, verlässt den Autobauer. Er werde Ende Dezember ausscheiden, teilte die Volkswagen AG in Wolfsburg mit. Nachfolger an der Spitze des größten europäischen Autobauers soll der 59-jährige Audi-Chef Martin Winterkorn werden.

Über die Hintergründe wollte VW zunächst nichts mitteilen. Das Präsidium des VW-Aufsichtsrates und Pischetsrieder hätten sich "einvernehmlich" auf die Trennung verständigt, hieß es in der offiziellen Erklärung des Unternehmens. Diese Sprachregelung deutet üblicherweise auf Auseinandersetzungen im Führungskader hin. Aus Porsche-Kreisen hieß es: "Das kam für uns nicht überraschend." Dem VW-Präsidium gehört auch Porsche-Chef Wendelin Wiedeking an. Porsche ist derzeit mit 21,2 Prozent größter Anteilseigner von VW vor dem Land Niedersachsen.

Winterkorn im Aufsichtsrat gewählt
Der VW-Aufsichtsrat bestätigte Winterkorn am 17. November als neuen Vorsitzenden des Volkswagen-Vorstands per 1. Jänner 2007. Der Aufsichtsrat beschloss außerdem das Ausscheiden des bisherigen Amtsinhabers Bernd Pischetsrieder aus dem Vorstand zum 31. Dezember 2006. Pischetsrieder wird weiterhin für den Konzern tätig sein und "Aufgaben im Interesse des Konzerns wahrnehmen", hieß es weiter.

Milliarden-Investitionen genehmigt
Der Aufsichtsrat genehmigte außerdem Investitionen im Konzernbereich Automobile in Höhe von 24,7 Milliarden Euro in den kommenden drei Jahren. Auf Sachinvestitionen entfallen davon 17,7 Milliarden Euro, 10,7 Milliarden Euro werden allein in Deutschland investiert. Der Bau eines Werkes in Indien bis 2009 wurde genehmigt.

VW-Sanierungsprogramm
Winterkorn ist seit März 2002 Audi-Vorstandschef. Der 59 Jahre alte Manager steht vor einer schweren Aufgabe, da die Marke VW in der Krise ist und mit einem tief greifenden Sanierungsprogramm wieder flott gemacht werden muss. Bei Audi hatte der grundsolide Schwabe zuletzt Absatzerfolge gefeiert.

Rote Zahlen
Europas größter Autohersteller steht unter starkem Druck. Die Marke VW kämpft mit Ertragsproblemen, die das Kerngeschäft des Konzerns im vergangenen Jahr an den Rand der roten Zahlen brachten. Die westdeutschen Werke - Rückgrat der VW-Produktion - hatten einen dreistelligen Millionenverlust verzeichnet. Deshalb hatte Pischetsrieder im Frühjahr der Traditionsmarke eine tief greifende Restrukturierung verpasst. Er stellte zur Sanierung der Marke VW 20.000 Stellen auf den Prüfstand.

Pischetsrieders Laufbahn hatte schon einmal eine überraschende Wende genommen. Als der Ex-BMW-Chef 1999 seinen Stuhl in München wegen des Debakels um die britische Rover-Tochter räumen musste, schien seine Laufbahn in der Automobilbranche zu Ende. Doch holte ihn Piech nur ein Jahr später zu VW. Im April 2002 wurde Pischetsrieder Nachfolger Piechs an der Konzernspitze. Der Vertrag des VW-Lenkers war erst im Mai bis 2012 verlängert worden.

Erfolg bei Verhandlungen mit Gewerkschaft
Ende September gelang nach einem monatelangen Ringen ein Durchbruch in den Verhandlungen mit der IG Metall. Die Gewerkschaft stimmte im Kern deutlich längeren Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich zu. Damit wurde die Abkehr von der seit 13 Jahren geltenden Vier-Tage-Woche besiegelt. Im Gegenzug gab der Autohersteller verbindliche Zusagen für die langfristige Zukunft der sechs westdeutschen Werke.

Zuletzt zeigten sich erste Erfolge bei der Restrukturierung bei VW. Von Januar bis September konnte VW Absatz und Umsatz kräftig steigern, der operative Ertrag sank zwar durch die Sanierungskosten um mehr als 27 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro im Konzern. Die Markengruppe Volkswagen, zu der auch Bentley, Bugatti und Skoda gehören, steigerte das operative Ergebnis vor Sondereinflüssen von 100 Mio. Euro auf 1,1 Mrd. Euro.

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