Geld

"VW wird österreichisch"

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2007 dürfte dem Österreicher Ferdinand Piëch dank Porsche und Unterstützung aus Brüssel die Übernahme von Volkswagen gelingen.

"2007 wird das Jahr, in dem VW ein österreichisches Unternehmen wird", sagt der renommierte deutsche Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer. Er leitet das wichtigste Automotive-Institut des Landes. Erstmals spricht damit ein profunder Kenner von Volkswagen aus, was bisher nur hinter vorgehaltener Hand bestätigt wurde: Der Einfluss des ehemaligen VW-Chefs und jetzigen Aufsichtsratspräsidenten Ferdinand Piëch steigt nicht nur, sondern der Enkel des Käfer-Erfinders ist seinem Ziel ganz nah, bei VW komplett das Steuer zu übernehmen.

Wichtigstes Werkzeug auf dem Weg dazu ist Porsche. Der Sportwagenhersteller, dessen stimmberechtigte Aktien vollständig im Besitz der Familien Porsche und Piëch sind, hält bereits 27,4 Prozent der VW-Anteile. Praktischerweise sitzt Ferdinand Piëch auch bei Porsche im Aufsichtsrat. Die Anweisung von Piëch, bei VW weiter aufzustocken, hat Porsche-Boss Wendelin Wiedeking bereits Anfang Dezember bestätigt. Der Porsche-Anteil an VW wird auf knapp 30 Prozent erhöht werden. Für Beteiligungen über diesem Wert wäre nach deutschem Recht ein Übernahmeangebot an alle restlichen VW-Aktionäre nötig.

Signale für Komplettübernahme
Das Porsche demnächst eine Komplettübernahme von VW durchzieht, wird offiziell bestritten. Dennoch sehen Analysten zuverlässige Signale dafür. "Piëch hat bei Volkswagen schon immer durchgesetzt, was er wollte", sagt Auto-Experte Arndt Ellinghorst von der Investmentbank Dresdner Kleinwort. Und auch am Geld mangelt es nicht: Der Aufsichtsrat von Porsche habe erst kürzlich eine Kapitalerhöhung genehmigt, um die Übernahme von VW finanzieren zu können, sagt Dudenhöffer.

Laut Aktienexperte Ellinghorst hat sich Porsche zuletzt auch noch ein Körberlgeld von mehreren Hundert Millionen Euro mit Optionsgeschäften auf VW-Aktien verdient.

EU-Schützenhilfe
Unterstützung für den geplanten Coup von Piëch kommt vom Europäischen Gerichtshof. Im Februar könnten die EU-Richter das sogenannte VW-Gesetz kippen. Es besagt, dass VW-Aktionäre unabhängig von der Höhe ihres Anteils nie mehr als 20 Prozent der Stimmrechte haben. Eine Regelung, die den Einfluss des Landes Niedersachsen sichern soll, das etwas mehr als 20 Prozent hält. Das VW-Gesetz verstößt allerdings gegen EU-Recht. Ellinghorst: "Das fällt ziemlich sicher."

In der Autoszene wird der Plan von Ferdinand Piëch begrüßt. Die Unternehmen profitieren bereits jetzt voneinander. Die Sanierung von VW bekäme "mehr Zug“, wenn nur noch ein starker Eigentümer hinter dem Konzern stehe, sagt der Münchener Auto-Experte Helmut Becker. Einzige Gefahr für Piëch ist Christian Wulff, Ministerpräsident von Niedersachsen. Er arbeitet hinter den Kulissen an einer Allianz von Kleinaktionären gegen den Auto-Zampano aus Österreich.

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