Facebook-Prozess

Familien-Versöhnung vor Gericht

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Vater klagte die eigene Tochter: Verfahren ohne Urteil eingestellt.

Das absurdeste Verfahren des Jahres wurde Mittwoch eingestellt. Wie berichtet, hatte ein Steirer seine 18-jährige Tochter geklagt, weil sie sich in einem Facebook-Posting deftig über einen Unterhalts-Konflikt mit ihm beklagt hatte: "I vastehs a net, warum unser vota des greste orschloch is, wos frei umadum rennt auf dera wöt", so der Eintrag der verzweifelten Tochter. Doch der Herr Papa las die Zeilen und schaltete seinen Anwalt ein, der fertigte die herzlose Klage wegen Beleidigung aus.

Nervös
Gestern nun der Showdown vor Gericht in Wolfsberg: Vater und Tochter standen sich zitternd vor Anspannung gegenüber, schafften es jedoch nicht, sich in die Augen zu schauen. Schließlich brach Lisas Verteidiger Peter Stix das Eis: "Nach einem klärenden Gespräch in einem Arbeitszimmer hat der Mann seine Klage zurückgezogen. Er hat eingesehen, dass seine Reaktion nicht richtig war." Im Gegenzug erklärte das Gericht das Verfahren mit sofortiger Wirkung für beendet.

Interessant
Advokat Stix ist grundlegend zufrieden, aber: "Es bleibt jedoch die rechtlich interessante Frage offen, ob der Facebook-Eintrag eigentlich strafbar ist, oder nicht."

Große Emotionen
Vor dem Verhandlungssaal dann große Emotionen: Lisa ließ ihrer Erleichterung und ihren Freudentränen freien Lauf. Schließlich hätten ihr bei einem Schuldspruch eine Vorstrafe oder sogar Haft gedroht. Mama Marieluise drückte und tröstete ihre Tochter. "Zuerst einmal ist es eine große Freude, dass der Streit nun beigelegt wurde", so die fürsorgliche Mama. Man werde warten, bis Gras über die Sache gewachsen ist und dann schauen, ob sich die Situation zwischen Tochter und Vater doch noch verbessert.

Schweigen
Das wird allerdings vom Papa abhängen, der – nachdem noch Stillschweigen über das klärende Gespräch vereinbart wurde – grußlos und mit verbissenem Gesicht das Gerichtsgebäude verließ.

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