Kameramann verprügelt

ORF-Team in Rumänien von Polizei attackiert

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Während einer Schaltung nach Wien geriet die Situation in Bukarest außer Kontrolle.

Bei den gewaltsamen Ausschreitungen während der Anti-Regierungs-Proteste in Rumänien ist am Freitag auch ein Team des ORF in Bukarest von der Polizei attackiert worden. Das TV-Team drehte gerade, als die Polizei gegen gewaltbereite Protestierende in der Nähe vorging. Wie ORF-Korrespondent Ernst Gelegs in der "ZIB 24" schilderte, wurde ein Kameramann von der Polizei mit Schlagstöcken verprügelt.

Erst als er mehrmals gerufen habe, dass er Kameramann sei, habe die Polizei von ihm abgelassen. Er habe sich aber bereits wieder erholt, so Gelegs. Der ORF-Korrespondent wurde selbst auch attackiert. Er wurde von einem Polizisten mit einem Schild gegen die Wand gedrückt.

Gelegs ORF Bukarest
© Screenshot/TVThek

ORF protestiert

Der ORF protestiert in einer Aussendung gegen die Behandlung des Kamerateams in der rumänischen Hauptstadt. "Im Zuge einer Konfrontation von Sondereinheiten der Polizei und gewalttätigen Demonstranten wurde ein Kameramann des ORF-Teams regelrecht verprügelt, ORF-Korrespondent Ernst Gelegs entkam nur knapp dem Hieb eines Polizisten mit dessen Schild und wurde in Folge von einem anderen Polizisten mit dem Schild gegen eine Hauswand gepresst und festgehalten.", verlautbart der ORF.

Generaldirektor Andreas Wrabetz ist empört. Die Vorgangsweise sei für ihn "auch in einer Ausnahmesituation wie dieser keinesfalls zu akzeptieren". "Das ORF-Team war unschwer von den gewalttätigen Demonstranten zu unterscheiden. Daher ist es insbesondere von einer eigens geschulten Spezialeinheit in einem EU-Land zu erwarten, dass nicht mit brutaler Gewalt gegen Medienvertreter vorgegangen wird. Vielmehr ist es auch Aufgabe der Sicherheitskräfte, die freie Ausübung der journalistischen Tätigkeit zu gewährleisten“, schimpft der Generaldirektor.

Polizei setzt Reizgas und Schlagstöcke bei Großdemo ein

In der rumänischen Hauptstadt ist die erste Großdemonstration der Auslandsrumänen gegen die Regierung unter Ministerpräsidentin Vasilica Viorica Dancila am Freitagabend von Zusammenstößen mit der Polizei überschattet worden. Die Polizei setzte schon zu Beginn der Demo massiv Reizgas und Schlagstöcke ein, nachdem eine Gruppe eine Absperrung durchbrach und zum Regierungssitz vordringen wollte.

Insgesamt 435 Personen mussten laut der rumänischen Nachrichtenagentur Agerpres medizinisch versorgt werden, 45 davon mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Eine gehbehinderte Frau im Rollstuhl verlor das Bewusstsein und mussten auf Tragen zu den bereitstehenden Rettungswägen gebracht werden. Der Polizeieinsatz war auch für das protestgewöhnte Bukarest außergewöhnlich.


Demonstranten gaben nicht nach

Die etwa 65.000 Demonstranten ließen sich jedoch von Hitze und Reizgas nicht abschrecken und demonstrierten stundenlang vor dem Regierungsgebäude. Auf dem zentralen Siegesplatz war ein riesiges Fahnenmeer zu sehen, da viele Auslandsrumänen auch die Fahnen ihrer Wohnländer schwenkten: Britische, spanische, italienische, US-amerikanische, kanadische, deutsche, belgische, dänische, schwedische, österreichische und viele andere.

Die Menschen riefen "Wir gehen nicht weg", "Rücktritt", "Fort mit der Mafia-Regierung", "Ohne Straftäter in hohen Ämtern", "Wir sind das Volk" und "Wir geben nicht auf". Auch die Polizei bekam Sprechchöre ab: "Ohne Gewalt" und "Schämt euch, ihr beschützt Diebe", hieß es wiederholt in Richtung Ordnungshüter. Die Demonstranten forderten den umgehenden Abgang von Regierungschefin Dancila und ihres Kabinetts, den Rücktritt des vorbestraften sozialdemokratischen Parteichefs Liviu Dragnea als Parlamentspräsident, die Rücknahme der umstrittenen Justizreform und Strafrechtsnovelle, eine hartnäckige Korruptionsbekämpfung sowie Neuwahlen.

Auch in mehreren anderen Städten - Sibiu, Cluj, Timisoara, Brasov, Iasi, Oradea, Galatz, Craiova und Constanta - demonstrierten weitere Zehntausende gegen die sozialdemokratische Regierung.

Rumäniens Präsident kritisiert "brutalen" Polizeieinsatz bei Demo

Der rumänische Präsident Klaus Johannis hat am späten Freitagabend das "brutale Vorgehen" der Polizei gegen Demonstranten kritisiert. Von Innenministerin Carmen Dan (Postsozialisten - PSD) forderte er umgehend eine Erklärung zu dem "völlig unverhältnismäßigen Einsatz" der Sicherheitskräfte gegen die vorwiegend friedlichen Teilnehmer der Großdemonstration von Auslandsrumänen gegen die Regierung.

In einer authentischen Demokratie habe jeder Bürger das Recht zu demonstrieren, der Versuch, "den freien Willen der Menschen durch Polizeigewalt zu brechen", sei zu verurteilen, erklärte Johannis per Facebook.

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