Täglich Stau

Wut über Baustellen-Chaos

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Kaum mehr als ein Monat vor Ferienstart herrscht auf Österreichs Autobahnen Baustellen-Chaos

Diesen Ärger werden sie lange nicht vergessen: Tausende Autofahrer standen Freitag früh auf der Wiener Südost-Tangente in einem 20-Kilometer-Stau, weil ein Motorrad im Baustellenbereich stürzte. Österreichs meistbefahrene Verkehrsader war zwei Stunden lang blockiert. Weil es dort keinen Pannenstreifen gibt, kam auch die Rettung nicht durch.

Stau in der Hanssonkurve

Dieses Chaos ist bezeichnend für den Alltag auf Österreichs Autobahnen. Fast täglich kommt es zu Staus (gestern auch auf der Innkreisautobahn und der A1 bei Steyrermühl), fast immer im Baustellenbereich. Passiert dann noch ein Unfall, ist der Kollaps perfekt. Das bringt die Österreicher am meisten zum Kochen:

1. Zu viele Baustellen.
Die vielen Baustellen regen die Autofahrer auf. Die zuständige Asfinag betreibt derzeit 54 Baustellen mit einer Länge von 130 Kilometern. Gerechnet auf das gesamte Netz von 2.175 Kilometern heißt das: Im Schnitt gibt es alle 38 Kilometer eine Baustelle. Ein Asfinag-Sprecher: „100 km davon sind verkehrsbehindernd.“

2. Baustellen sind lang.
Die meisten Baustellen ziehen eine Spurreduktion nach sich. Kilometerlang müssen die Autofahrer auf zwei Spuren fahren – das nervt viele. Der derzeit längste Baustellenbereich auf der Südautobahn am Wechsel misst 9 Kilometer.

3. Kein Pannenstreifen.
Oft fehlt im Baustellenbereich der Pannenstreifen. Im schlimmsten Fall (wie gestern auf der A23) kommt die Rettung nicht durch. „Der Wegfall des Pannenstreifens kann bei großen Sanierungen vorkommen. Hätten wir auf der A23 einen Pannenstreifen, gäbe es jeden Tag einen Megastau“, so die Asfinag.

4. Keine Arbeiten auf Baustellen.
Doppelt ärgerlich: Oft scheint es, dass auf den Baustellen nicht gearbeitet wird. „Das kann vorkommen. Halten die Firmen Termine nicht ein, gibt es Pönalen“, so die Asfinag.

 

Chaos hat zwei Namen

Das Asfinag-Chaos hat zwei Namen: Alois Schedl und Klaus Schierhackl. Die beiden Vorstände leiten die Autobahnbetreiber seit 2007. Mit wenig Erfolg. Laut Branchen-Insidern kassiert das Unglücksduo eine Jahresgage von rund 200.000 Euro – pro Person! Ihre Verträge laufen noch bis 2012.

Und das, obwohl die Schulden des Konzerns immer weiter explodieren. Von 11,3 Milliarden Euro (2009) stieg das Minus zuletzt auf 11,9 Milliarden Euro (2010). Und das, obwohl die Asfinag die Autofahrer ordentlich abkassiert. Denn die Mauterlöse haben zuletzt sogar zugelegt: von 1,4 auf 1,5 Milliarden. An einen Schuldenabbau ist in den nächsten Jahren jedenfalls nicht zu denken. Bis 2035 (!) will die Asfinag schuldenfrei sein.

Auch der Rechnungshof übte zuletzt scharfe Kritik an explodierenden Kosten, unausgereiften Planungen und hohem Personalaufwand bei Asfinag-Töchtern.

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