Job-Krieg

Aufstand der ORF-Redakteure

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Heute muss ORF-Chef Wrabetz dem Redakteursausschuss unangenehme Fragen beantworten. Wie der ORF-Job-Krieg eskaliert...

Heute, um 9.30, beginnt eine der spannendsten Sitzungen des ORF: Der Redakteursausschuss berät über mehrere neue ORF-Top-Jobs. Besonders brisant und umstritten ist dabei der Posten des Magazinchefs. Die ursprüngliche Favoritin von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, ZiB-Vizechefin Lisa Totzauer, wird von ORF-Informationsdirektor Elmar Oberhauser klar abgelehnt.

Dieser hatte – wie berichtet – mit Rücktritt gedroht und verwehrt sich nun auch in einer E-Mail an ORF-Redakteure „gegen parteipolitische“ Einflüsse. Er wittert hinter Totzauer den kaufmännischen ORF-Direktor Richard Grasl und die ÖVP. Er will ORF-Moderator Peter Resetarits zum Magazinchef bestellen. Der Redakteursausschuss wird heute seinen Vorschlag machen. Davor muss sich Wrabetz einer Diskussion mit den Redakteuren stellen. Redakteurssprecher Fritz Wendl erklärt in ÖSTERREICH: „Es hat zum Teil denunziatorische Zuschreibungen gegeben. Im ORF gibt es aber auch den Verdacht, dass die Geschäftsführung parteipolitische Versprechen abgegeben hat. Das ist noch unbewiesen. Aber darüber wollen wir mit Wrabetz reden“. Dieser hat sich bislang bedeckt gezeigt. Ein Vertrauter geht aber davon aus, dass er Totzauer trotzdem zur neuen Magazinchefin ernennen könnte. Ein Indiz: Oberhausers Favorit Resetarits erhält ab September eine neue Sendung: „Resetarits hilft“, freitags um 21.15.

Ein zusätzliches Indiz, dass der Krieg zwischen Wrabetz und Oberhauser eskalieren könnte: Die ORF-Diskussionssendung „Im Zentrum“ soll nach der Sommerpause vom Do & Co – gegen Oberhausers Willen – zurück auf den Küniglberg verlegt werden.

Grasl erklärt auf ÖSTERREICH-Anfrage: „An Elmar Oberhauser interessieren mich nur Finanzfragen, zum Beispiel die Kosten des Haas-Hauses für „Im Zentrum“. Personalfragen in seinem Bereich hat er mit dem Generaldirektor zu besprechen.“ Dass Oberhauser sich „als Kämpfer für journalistische Freiheit geriert“, echauffiert nun Ex-ORF-Magazinchef Helmut Brandstätter. Gegenüber ÖSTERREICH sagt er: „Oberhauser verdankt dem BZÖ seinen Job.“

Peter Huemer, Ex-Club2-Chef und Organisator von SOS-ORF warnt hingegen: „Wir müssen den ORF gegen parteipolitische Zugriffe verteidigen“. Wie der Vielfronten-Krieg im ORF wohl ausgehen wird?

ÖSTERREICH: Derzeit geistert im ORF der Vorwurf des „politischen Postenschachers“ herum. Was meinen Sie als Organisator von SOS-ORF dazu?
Peter Huemer: Ich hatte aufgrund des ORF-Gesetzes und der Grasl-Bestellung Ende des Vorjahres bereits schlimmste Befürchtungen, dass der ORF in seiner Kernkompetenz – dem Infobereich – beschädigt werden könnte.
ÖSTERREICH: Aber was sagen Sie zur Aufregung um die Bestellung einer neuen Magazinchefin im ORF?
Huemer: Ich unterstelle einzelnen Personen nichts, aber es geht um die Glaubwürdigkeit des ORF. Der ORF wurde nach der Abwahl von Monika Lindner und Werner Mück im Informationsbereich viel unabhängiger. Jetzt sehe ich eine große Gefahr.
ÖSTERREICH: Das heißt? Was wollen Sie unternehmen?
Huemer: Man muss den ORF bewahren und die Unabhängigkeit verteidigen.
ÖSTERREICH: Fänden Sie ein neues Rundfunkvolksbegehren sinnvoll?
Huemer: Natürlich wäre ein Rundfunkvolksbegehren sinnvoll. Aber leider wäre ein solches nicht sehr chancenreich, weil den Menschen der ORF mittlerweile leider wurscht ist. Es wird protestiert werden und jene, die nun unter Generalverdacht stehen, müssen schauen, dass sie diesen abbauen. Das ist möglich.

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