Johanna Dohnal

Die Ikone der Frauenpolitik ist tot

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Dohnal, die von 1979 bis 1995 Jahre Regierungserfahrung sammelte, war auch die erste Frauenministerin Österreichs.

Mit dem Tod von Johanna Dohnal verliert die österreichische Frauenpolitik ihr prominentestes Aushängeschild. Auch wenn ihre Tätigkeit in der Regierung mittlerweile schon 15 Jahre her ist, wird noch immer in erster Linie mit ihrem Namen der Kampf um gleiche Rechte für Frauen verbunden. Dohnal, die von 1979 bis 1995 Jahre Regierungserfahrung sammelte, war auch die erste Frauenministerin Österreichs. Als einer ihrer Prestigeerfolge dabei gilt das Gleichbehandlungspaket, das ein gleiches Pensionsalter von Männern und Frauen an eine Reihe von Maßnahmen koppelte.

Dohnals Prinzip war Einmischen in alle Belange, um die Lebenssituation der Frauen zu verbessern. Anecken und kämpfen gehörte dazu, war vorprogrammiert und oft erwünscht. Auch in der eigenen Partei stieß sie oft an Grenzen. Letztlich war selbst ihr Abschied aus der Politik im Jahr 1995 ein nicht ganz freiwilliger, sondern erfolgte auf Wunsch des damaligen Kanzlers Franz Vranitzky (S).

Aber bei allen sachlichen und ideologischen Unterschieden war ihre Sachkompetenz anerkannt. Ihre großen Anliegen waren die eigenständige Existenzsicherung aller Frauen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Besserstellung von Frauen in der Arbeitswelt. Den Grundsatz vom gleichen Lohn für gleiche Arbeit konnte Dohnal 1993 auf legistischer Ebene im Gleichbehandlungsgesetz verankern. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz hat sie in der Öffentlichkeit thematisiert, gemeinsam mit Vranitzky den Kampf gegen Gewalt an Frauen und Kindern initiiert.

Auf ihre Bemühungen sind zahlreiche weitere Initiativen zurück zu führen, u.a. die Möglichkeit für Männer in Karenz zu gehen und das - mittlerweile allgemeine - Bewusstsein, dass flächendeckende Kinderbetreuungseinrichtungen notwendig sind. Eingesetzt hat sich Dohnal auch für Frauenquoten in Ministerien und an den Universitäten.

Wiewohl Dohnal als streitbar galt, sah sie sich im Nachhinein fast als zu kulant an: "Ich war viel zu wenig unbequem in manchen Sachen, hätte manchmal noch unbequemer sein sollen in bestimmten Fragen", meinte sie in einem APA-Interview anlässlich ihres 70. Geburtstages. Zuletzt wandte sie sich vehement gegen eine Infragestellung der Fristenlösung. Von der Großen Koalition war sie kein Fan, ihre Wunschregierung wäre ein allein von der SPÖ geführtes Kabinett gewesen.

Dohnal wurde am 14. Februar 1939 in Wien geboren. Nach der Pflichtschule erlernte sie den Beruf eines Industriekaufmannes und arbeitete als kaufmännische Angestellte. Sie war zunächst bei den Kinderfreunden, später als Bezirksrätin, tätig. 1972 wurde sie Wiener Landesfrauensekretärin der SPÖ, 1973 Abgeordnete des Wiener Landtages und Gemeinderates. Bruno Kreisky holte sie 1979 als Staatssekretärin für Frauenfragen in die Regierung, elf Jahre später wurde - unter Franz Vranitzky - das Staatssekretariat zum Ministerium aufgewertet. 1987 wurde Dohnal auch Bundesvorsitzende der SPÖ-Frauen und stellvertretende Parteivorsitzende.

Johanna Dohnal war geschieden, Mutter zweier Kinder, und lebte zuletzt im Weinviertel. Im Vorjahr wurde ihr der Professorentitel verliehen.

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