Zilks Ziehsohn

Kurt Scholz geht in Pension

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Wiens Restitutionsbeauftragter und früherer Stadtschulratspräsident verabschiedet sich mit 60 Jahren in den Ruhestand.

Kurt Scholz, Wiens einstiger Stadtschulratspräsident und zuletzt Sonderbeauftragter der Stadt für Restitutions- und Zwangsarbeiterfragen, ist am Dienstag in den Ruhestand getreten. Seine Aufgaben bei den Restitutionsangelegenheiten wurden vom Geschäftsbereich Recht der Magistratsdirektion übernommen. "Der Mensch und die Persönlichkeit Dr. Kurt Scholz sind aber unersetzbar", würdigte Magistratsdirektor Ernst Theimer den 60-jährigen Neo-Pensionisten.

Vom Lehramt ins Ministerium
Der am 19. August 1948 im niederösterreichischen Ernstbrunn geborene Scholz studierte von 1966 bis 1973 in Wien, wo er mit den Ideen der 68er-Bewegung in Berührung kam. Anschließend arbeitete er als Mittelschulprofessor, bis er 1975 ins Unterrichtsministerium berufen wurde, wo er unter anderem am "Zeitgeschichte-Koffer" mitarbeitete.

"Mahnmal gegen Krieg und Faschismus"
Mit seinem sozialdemokratischen Mentor Helmut Zilk wechselte Scholz 1984 in die Wiener Stadtverwaltung, wo er im Präsidialbüro insbesondere für internationale Beziehungen zuständig war. Unter anderem war er mit der Gründung des Jüdischen Museums und der Aufstellung von Alfred Hrdlickas "Mahnmal gegen Krieg und Faschismus" befasst. 1991 avancierte er zum Bereichsleiter für Kultur und Schule, bevor er 1992 schließlich zum Stadtschulratspräsidenten gewählt wurde.

"Publicitygeiler Stadtneurotiker"
In dieser Funktion setzte er zahlreiche Initiativen im Bereich Ausländerintegration, Gesundheitserziehung oder Ganztagsbetreuung und war dabei stets für seine offenen Worte bekannt, etwa zur Leistungsfestellung von Lehrern. In diesem Zusammenhang wurde Scholz von der Lehrergewerkschaft als "publicitygeiler Stadtneurotiker" bezeichnet, während ÖVP-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer ihm mitteilen ließ, dass seine Aussendungen ihr "auf die Nerven gehen".

Von Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl wurde er lange Zeit als jemand geschätzt, der "Dinge offen anspricht". 2001 erfolgte aber seine Ablöse durch Susanne Brandsteidl, und Scholz wurde von Häupl zum neuen Restitutionsbeauftragten ernannt.

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