Haiders Geldbotin

"Mir kann keiner etwas vorwerfen"

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Elisabeth Kaufmann-Bruckberger erklärt Iris Brüggler, wie sie zu Haiders Geldbotin wurde.

Rund um den Kauf von drei ÖGB-Seeimmobilien im Jahr 2007 hat die nunmehrige Landesrätin in Niederösterreich, Elisabeth Kaufmann-Bruckberger (44), 700.000 Euro Geld für Jörg Haider transportiert. Seit sie das gestanden hat, gehen die politischen Wogen hoch. Die Ex-FPÖ-, Ex-BZÖ- und Ex-Stronach-Politikerin über ihre Motive, das Geständnis und darüber, was sie mit ihrer Provision von 35.000 Euro gemacht hat.

ÖSTERREICH: Haben Sie mit so heftigen Reaktionen gerechnet, nachdem Sie über Ihren Botendienst ausgesagt haben?

Elisabeth Kaufmann-Bruckberger: Nein, in diesem Ausmaß habe ich nicht damit gerechnet. Die Heftigkeit der Vorverurteilung, die stattfindet, erschüttert mich. Aber das sind eben politische Gegner, die daraus Kleingeld schlagen wollen.

ÖSTERREICH: Es hagelt Rücktrittsaufforderungen. Wie lange wollen und können Sie diesen standhalten?

Kaufmann-Bruckberger: Es ist emotional schwierig, das muss ich ehrlich sagen. Aber ich weiß, dass ich in der Politik, in meiner Funktion als Landesrätin in Niederösterreich gute Arbeit leiste. Die Geschehnisse vor acht Jahren haben mit meiner jetzigen Funktion nichts zu tun.

ÖSTERREICH: Warum haben Sie ausgerechnet jetzt ausgesagt?

Kaufmann-Bruckberger: Ich habe anfangs ausweichende Antworten gegeben, um die Beteiligten zu schützen. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man sagt, dass man die wahre Geschichte erzählen will.

ÖSTERREICH: Weil man ein schlechtes Gewissen hat?

Kaufmann-Bruckberger: Ja, genau.

ÖSTERREICH: Was haben Sie mit Ihrer Provision von 35.000 Euro gemacht?

Kaufmann-Bruckberger: Ich habe damals eine Werbeagentur, die ich jahrelang ruhend gelegt hatte, wieder ins Leben gerufen. Das Geld wurde also für Telefonrechnungen oder Ähnliches verwendet. Aber ich möchte betonen: Ich habe alles ganz korrekt versteuert.

ÖSTERREICH: Kann Ihnen also jemand etwas vorwerfen?

Kaufmann-Bruckberger:  So wie ich es sehe, kann mir keiner etwas vorwerfen.

ÖSTERREICH: Sie sind vom Hotelierfach damals in die Politik zu Jörg Haider gewechselt. Warum eigentlich?

Kaufmann-Bruckberger:  Jörg Haider war damals ein Politiker, zu dem man aufgeschaut hat. Sonst wäre ich wahrscheinlich nicht zur FPÖ gegangen. Er war ein sehr charismatischer Mensch. Wir in der FPÖ waren damals wie eine große Familie.

ÖSTERREICH: Hat man da nicht so nachgedacht, was man macht?

Kaufmann-Bruckberger:  Ja, das war wahrscheinlich so. Nach dem Tod von Jörg Haider war dann auch alles anders. Die Politik hat sich seither sehr verändert.

ÖSTERREICH: Heute sind Sie in Niederösterreich mit dem Asylressort betraut – und sind zuständig für Baurecht, Veranstaltungen, kleines Glücksspiel. Wie lässt sich das Asylthema mit Ihrer FPÖ-Vergangenheit vereinbaren?

Kaufmann-Bruckberger:  Am Anfang habe ich mir wirklich gedacht, mich trifft der Schlag, als ich gehört habe, ich soll für Asyl zuständig sein. Aber dann hab ich mir meinen Hund Konrad genommen und bin mit ihm in den Wald gegangen, um darüber nachzudenken. Und ich habe für mich entschieden, dass ich dieses wichtige Thema anpacken will. Wir sprechen bei uns von humanitär Bedürftigen und Kriegsflüchtlingen. Alle negativen Ausdrücke lassen wir weg. So haben wir einen anderen Zugang zur Thematik bekommen. Mein Ziel ist es, das Beste für die Menschen zu machen. Wir haben in den vergangenen eineinhalb Jahren 2.700 Betten in Niederösterreich geschaffen und es ist uns gelungen, Traiskirchen zu entlasten. Jetzt geht es noch darum, die rund 800 unbegleiteten Minderjährigen, die in den Erstaufnahmestellen untergebracht sind, in kleinen Gruppen betreuen zu können, ihnen ­eine Perspektive zu geben.

ÖSTERREICH: Ist Ihre Perspektive langfristig die Politik? Immerhin sind Sie schon von der FPÖ zum BZÖ, zum Team Stronach gewechselt und arbeiten nun beim abgespalteten Team Niederösterreich. Wie politisch flexibel sind Sie bei so vielen Wechseln?

Kaufmann-Bruckberger: Für mich ist es nur ein Parteiwechsel, denn das BZÖ ist ja aus der FPÖ entstanden. Als Frank Stronach mich damals gefragt hat, war es ein gutes Gefühl. Leider sind daraus nun politische Mitbewerber geworden. Mich machen meine Aufgaben in der Politik stark. Ein Leben ohne Politik ist für mich derzeit nicht vorstellbar. Ich habe noch viel vor. Dass man sich Kritik aussetzt, wenn man in der Öffentlichkeit steht, damit habe ich längst zu leben gelernt!

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