"Schlechter Teamgeist"

ÖVP tobt über Kern-Show

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Dass Kern sich den Medien alleine statt mit dem VP-Chef stellte erzürnt die ÖVP.

Es sind Szenen einer Polit-Ehe, die Bände über das Koalitionsklima erzählen: SPÖ-Kanzler Christian Kern – er hatte erst vergangene Woche das gemeinsame Pressefoyer mit VP-Vizekanzler Reinhold Mitter­lehner nach dem Ministerrat offiziell abgedreht – stellte sich alleine vor dem Ministerrat den Medien.

Der Vizekanzler, der sich nach der Arbeitssitzung der rot-schwarzen Minister den Medien stellte, kritisiert im ÖSTERREICH-Interview des Kanzlers Vorgehen: „Zuerst sagt der Kanzler, wir machen kein Foyer mehr, dann macht er eines alleine vor der Sitzung. Das ist nicht gut für den Teamgeist. Das tragen wir nicht mit.“

VP zürnt: Kern will ein 
"virtueller Kanzler sein"

Ein anderer VP-Spitzenmann tobt noch deutlicher: „Das ist ein Leger von Kern. Er will bloß ein virtueller Kanzler sein und alles kontrollieren." In der SPÖ beteuert man, dass man größere Einigungen in der Regierung weiterhin mit der ÖVP kommunizieren würde.

Hinter den Kulissen geben freilich auch die Roten zu, dass die Absage des Presse­foyers sehr wohl auch „bewusste Taktik“ gewesen sei, um „nicht mehr dauernd mit der ÖVP auftreten“ zu müssen.

Ein besseres Bild der Regierung – wie von Kern angekündigt – wurde gestern jedenfalls nicht transportiert. Denn statt eines gemeinsamen Auftritts gab es gestern zum Ministerrat gleich drei getrennte Auftritte ...

Mitterlehner: "Der Kanzler wertet Ministerrat ab"

ÖSTERREICH: War das im Geiste der Erfinder, das Pressefoyer abzusagen, um sich dann alleine den Me­dien zu stellen?

Reinhold Mitterlehner:
Das war sicher nicht im Geist der Erfinder. Als Erstes sagen wir, wir machen das Pressefoyer nicht mehr, und dann hält der Kanzler vor der Arbeitssitzung ein eigenes Foyer ab. Das ist eine Vorgangsweise, die wir sicher nicht mittragen. Das wertet auch den Ministerrat und die Ergebnisse ab. Das ist schlecht für den Teamgeist. Diese Form muss eine Ausnahme bleiben.

ÖSTERREICH:
Sie meinen, weil der Kanzler noch vor Start des Ministerrates gestern eine Pressekonferenz gab?

Mitterlehner:
Ja, der Kanzler präsentiert Ergebnisse, bevor wir im Ministerrat darüber reden. Damit wird auch die Ergebniskultur in Frage gestellt. Kern ist jetzt der Team­kapitän, da muss er für Teamgeist stehen.

ÖSTERREICH:
Haben Sie dem Kanzler das gesagt?

Mitterlehner: Der Kanzler hat gesagt, das werde künftig nicht mehr vorkommen. Das hoffe ich auch. Das wäre, als würde der Teamchef der Nationalmannschaft eine Pressekonferenz über ein Spiel geben, das noch gar nicht stattgefunden hat. Größere Einigungen wollen wir aber auch in Zukunft gemeinsam präsentieren.

I. Daniel

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