Erster Schritt

Rote Rückholaktion

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Mit einem Brief an die SP-Funktionäre will Kanzler Gusenbauer die Basis beruhigen. Ausgetretene Funktionäre sollen zurückgewonnen werden.

"Lieber Genosse!" SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer wendet sich jetzt direkt an das aufgebrachte Parteivolk. In einem Brief, der am Montag an alle SPÖ-Mitglieder ausgeschickt wurde, wirbt er um Verständnis für die Koalition mit der ÖVP. Gusenbauer: Die SPÖ sei gewählt worden, um die konkrete Lebenssituation der Menschen zu verbessern. "Und das haben wir erreicht." Der Neo-Kanzler verteidigt die Kompromisse mit der ÖVP. Man investiere in Wachstum und Beschäftigung, kämpfe gegen die Armut an und biete "mehr Chancen für Frauen". Beim Eurofighter, der eigentlich gänzlich aus dem Koalitionspakt ausgeklammert wurde, habe man "einen wirklichen Durchbruch" erzielt. Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) sei sofort beauftragt worden, über einen Ausstieg zu verhandeln.

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© oe24

Studiengebühren
Und auch bei den Studiengebühren, die nicht abgeschafft werden, war die SPÖ nach Gusenbauers Darstellung erfolgreich. Die Abschaffung sei zwar an der ÖVP gescheitert, man habe aber "entscheidende Verbesserungen für die Studierenden" erreicht. Mit dieser Info-Offensive sollen die etwa 200 bis 300 ausgetretenen SPÖ-Mitglieder wieder zurückgewonnen werden.

Info greift
SP-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina am Mittwoch im Gespräch mit ÖSTERREICH: "Der Brief ist nur der erste Schritt." Man habe Kurzfassungen vom Regierungsprogramm gemacht und bringe auch Power-Point-Präsentationen unters Parteivolk. Außerdem wurden alle Spitzenfunktionäre vergattert, an diversen Parteiveranstaltungen teilzunehmen. Kalina: "Wir spüren: Das greift total."

Für den Unmut bei vielen Funktionären zeigt er zwar grundsätzlich Verständnis. Aber: "Vieles geht auf mangelnde Information zurück. Und wir konnten nicht vorher informieren, bevor nicht die Verhandlungen mit der Volkspartei abgeschlossen waren."

Keine Propaganda
Den Vorwurf, man rede jetzt die Umfaller Gusenbauers schön, weist Kalina zurück. "Mit Propaganda scheitert man. Das hat die letzte Regierung bewiesen."

ÖSTERREICH

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