Von wegen geschwächt

Warum ISIS jetzt noch gefährlicher ist

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USA glauben, dass sie die Terror-Organisation immer weiter zurückdrängen.

Das US-Pentagon ist stolz: man habe die Terror-Organisation ISIS weiter zurückgedrängt. In Syrien habe man zwischen 16 und 20 %, im Irak gar 45% des von ISIS besetzten Territoriums zurückerobert. Brett McGurk, Sonderbeauftragter von US-Präsident Barack Obama für die ISIS-Bekämpfung, jubelt: "Das perverse Kalifat schrumpft."

Experten warnen
Terror-Experten sehen das völlig anders und warnen. Zwar stimmt es, dass ISIS seit Anfang des Jahres Gebiete verloren hat, "aber das sogenannte Kalifat ist weit davon entfernt, besiegt zu werden", warnt ISIS-Experte Michael Horowitz gegenüber BILD. In Wirklichkeit haben die Terroristen "bedeutende Gegenoffensiven eingeleitet." Inzwischen haben die ISIS-Kämpfer einfach einen pragmatischeren Ansatz gewählt: Wo sie keine Chance sehen, ziehen sie sich zurück. Dafür schlagen sie zu, wo sie Schwachstellen ihrer Gegner vermuten.

Ähnlich sieht es Christiaan Triebert, Wissenschaftspraktikant des International Centre for Security Analysis am Londoner King’s College. Bei BILD vermutet er, dass sich ISIS freiwillig aus Orten wie Palmyra zurückgezogen hat, weil man festgelegt habe "für welchen Ort es sich lohnt zu kämpfen und für welchen nicht."

Kräfte bündeln
Michael Weiss, Autor des Buches "ISIS: Inside the Army of Terror", warnt: es gebe Hinweise, dass sich ISIS aus Palmyra nur zurückgezogen habe, um seine Kräfte zu bündeln und umso stärker zurückzuschlagen. Die Terror-Organisation sei zwar geschwächt, aber taktisch nach wie vor voll auf der Höhe.

Laut Triebert ist festzuhalten, dass die ISIS zwar derzeit "die größten Niederlagen der vergangenen zwei Jahre" erlitten hat, aber ihre wichtigsten Hochburgen weiter unter Kontrolle hat. Dennoch ist die Terror-Organisation weiter in der Lage, verheerende Anschläge wie in Paris oder Brüssel durchzuführen.

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