Autobomben

Fast 100 Tote bei Anschlagsserie im Irak

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Nahe dem Finanz- und dem Außenministerium gingen Autobomben in die Luft.

Bei einer verheerenden Anschlagsserie in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Mittwoch mindestens 75 Menschen getötet und mehr als 300 weitere verletzt worden. Andere Quellen sprachen von mindestens 95 Toten und über 550 verletzten. Nach Angaben des Innenministeriums gab es zwei besonders schwere Autobombenanschläge in der Nähe des Finanz- und des Außenministeriums. Die Behörden machten islamische Extremisten und Anhänger der Baath-Partei des 2006 hingerichteten Ex-Diktators Saddam Hussein verantwortlich. Zu den Anschlägen bekannte sich zunächst niemand.

Der schwerste Anschlag ereignete sich gegenüber dem Außenministerium im Stadtzentrum. Es liegt nahe der streng bewachten "grünen Zone", in der sich mehrere Ministerien und ausländische Botschaften befinden. Die Explosion eines mit Sprengstoff präparierten Lastwagens riss dort rund 50 Menschen in den Tod. Ein AFP-Reporter sah am Anschlagsort einen Krater von rund drei Metern Tiefe und zehn Metern Durchmesser, der durch Explosion in den Grund gerissen worden war.

Schwerste Anschläge seit Februar 2008
Es waren die folgenschwersten Anschläge in Bagdad seit dem 1. Februar 2008, als 98 Menschen bei einem Anschlag auf einen Markt ums Leben kamen. Auch im Westen von Bagdad explodierte am Mittwoch eine Autobombe. Dabei gab es zwei Tote und fünf Verletzte. Außerdem schlugen nach Angaben aus Sicherheitskreisen zwei Granaten in der "grünen Zone" und eine weitere außerhalb dieses Sektors ein.

Im Irak stellt sich damit verstärkt die Frage, ob die einheimischen Sicherheitskräfte allein die Lage in den Griff bekommen können, nachdem sich die US-Truppen am 30. Juni aus den Städten zurückgezogen haben. US-Präsident Barack Obama will die Kampftruppen bis zum 31. August 2010 ganz aus dem Irak abziehen.

Kritik an Sicherheitskräften
"Dies ist eine Folge der Nachlässigkeit der Sicherheitskräfte", meinte die oppositionelle schiitische Parlamentsabgeordnete Seinab Al-Kanani. "Die Ministerien für Inneres und Verteidigung sollten ihre Sicherheitspläne überarbeiten." Die Anschläge sind ein harter Rückschlag für die Hoffnungen der irakischen Regierung, dass allmählich wieder Normalität einkehrt. Betonbarrieren wurden schon entfernt, Mauern um Stadtviertel eingerissen, der Verkehr begann wieder normal zu fließen.

Auf den Tag genau vor sechs Jahren, am 19. August 2003, war das UN-Hauptquartier in Bagdad durch eine Autobombe zerstört worden. Bei dem Angriff auf das Canal Hotel starben 22 Menschen, unter ihnen der UN-Sondergesandte Sergio Vieira de Mello. Er sei "betrübt" über die neuen "erschreckenden" Anschläge in Bagdad, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in einer Ansprache zum ersten Welttag der humanitären Hilfe in New York. Auch die Europäische Union (EU) verurteilte die Gewaltakte. Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) verurteilte die Anschläge "auf das Schärfste".

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