Zucker-Konzern

Agrana verstärkt Lobbying für E10

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Vorstandschef: Nach Regierungsbildung  "werden wir uns des Themas sicher annehmen."

Der börsenotierte Zucker-, Stärke- und Fruchtkonzern Agrana wird sich wieder dem Thema Biosprit E10 annehmen und dürfte sein Lobbying dahin verstärken. Durch die jüngste Position des EU-Parlaments, Bioethanol zu forcieren, fühle man sich nämlich bestärkt. Erstmals sei nun zwischen Biodiesel, der meist aus wenig nachhaltigem Palmöl bestehe und Bioethanol "aus nachhaltigen Rohstoffen" wie sie die Agrana anbietet, unterschieden worden, sagte Vorstandschef Johann Marihart am Donnerstag bei der Pressekonferenz zu den Halbjahreszahlen des Konzerns.

Marihart freute das Votum im EU-Parlament, denn es sei "besser" als der bisherige Wunsch der EU-Kommission. Das Parlament sprach sich für eine Beimischung von 6 Prozent Bioethanol aus, die Kommission war bzw. ist "nur" für 5 Prozent. Hinter dem Parlamentsvotum verbirgt sich laut Marihart "ein Subziel von einem 7,5 Prozent hohen Anteil von Bioethanol". "Und E10 ist mit 7,5 Energieprozent aus Bioethanol möglich - wenn ein entsprechender Beschluss kommt", so der Agrana-Vorstandschef.

Die EU habe den E10 abgeblasen, "weil man wegen einer einzigen Getreidemissernte kalte Füße bekommen" habe, so Marihart. In Österreich werde man schauen, welche Ministerien in der kommenden neuen Regierung für das Thema zuständig sein werden - "und dann werden wir uns des Themas sicher annehmen", kündigte Marihart an - schließlich würde eine Einführung gute Geschäfte für den Konzern in seinem Stärkesegment bedeuten.

Nach dem im Verhältnis zu den vergangenen beiden Rekordgeschäftsjahren relativ schwachen ersten Halbjahr im laufenden Geschäftsjahr 2013/2014 samt einem Ergebniseinbruch um ein Drittel auf 69,2 Mio. Euro erwarteten sich die Vorstände im Pressegespräch für das begonnene zweite Halbjahr zwar auch ein Minus gegenüber 2012/13, aber in geringerem Ausmaß als im ersten Halbjahr. "Im Vergleich zur Vorperiode wird das zweite Halbjahr zwar etwas schwächer ausfallen, gegenüber dem ersten Halbjahr wird es aber ein deutlich geringeres Minus geben", kündigte Finanzvorstand Walter Grausam an. Beispielsweise im Segment Stärke werde es im zweiten Halbjahr dank der neuen Ernte eine bessere Situation geben.

Umsatz auf Rekordkurs
Der Umsatz zum Halbjahr hat allerdings jene der beiden vorangegangenen Rekordhalbjahre getoppt. Er kletterte um 4,4 Prozent auf 1,67 Mrd. Euro. Beim Zucker gab es ein Minus (-4,9 Prozent) bei der Stärke und der Frucht ein Plus (12,1 Prozent bzw. 9,5 Prozent). Die drei Standbeine sind damit laut Marihart in etwa gleich groß. Das Fruchtsegment lieferte 37,5 Prozent des Umsatz, das Zuckersegment 36 Prozent und der Stärkebereich 26,5 Prozent.

Beim Zucker gab es global eine Rekordernte von 184 Mio. Tonnen nach 174 Mio. Tonnen im Jahr davor. Beim Verbrauch ist die Tendenz allerdings sinkend. Seit vier Jahren wird mehr Zucker produziert als verbraucht. Die Lagerbestände steigen, während die Preise sinken. Entgegen dem europäischen Trend erhöht die Agrana allerdings die Anbauflächen - schon seit einigen Jahren. Heuer wurden auf 52.000 Hektar Zuckerrüben in Österreich angebaut, vor sechs Jahren waren es noch 38.000 Hektar gewesen. In erster Linie will man dadurch für das Auslaufen der Zuckerquoten 2017 gerüstet sein. Die Agrana erwartet auch, dass nach Fall der Quoten künftig Zuckerexporten keiner Mengenbegrenzung mehr unterliegen werden.

Der Bau einer neuen - der vierten - Fabrik im Fruchtsegment im US-Bundesstaat New York sei durch die wegen des Budgetstreits praktisch stehende Verwaltung nicht beeinträchtigt, sagte Marihart. "Da gibt es keine Probleme, der Stahlbau ist bereits eingedeckt, nun wird das Innenleben installiert." Der Konzern erhofft sich gute Geschäfte mit seinen Fruchtbereitungen für Joghurts, die sich in den USA - im Gegensatz zu Europa - eines steigenden Absatzes erfreuen.

Zum möglichen kommenden Assoziierungsabkommen zwischen der EU und der Ukraine äußerte sich Marihart recht kritisch, mit den Worten "eher schlecht". Der Konzern ist in beiden Ländern vertreten, liefert teils aus der Ukraine nach Russland, das zuletzt Importe aus dem Nachbarland streng kontrollierte und nach einer Assoziierung erst richtig hart reagieren könnte. "Wichtig ist für uns, dass wir in beiden Ländern produzieren." In der Ukraine wird derzeit eine zusätzliche Linie für die Fruchtzubereitung installiert - "weil die Nachfrage derart hoch ist".

Die Mitarbeiterzahl stieg im Vergleich zum ersten Halbjahr des vergangenen Geschäftsjahres bei der Agrana um 5 Prozent auf 8.919.

Die Dividende soll für das Geschäftsjahr 2013/2014 in etwa gleich hoch ausfallen, wie im vergangenen Geschäftsjahr, als diese 3,60 Euro betrug. Ausgeschüttet werden nach den Worten von Finanzvorstand Grausam immer zwischen einem Drittel und 40 Prozent des Gewinnes, in dieser "Range" werde auch heuer ausbezahlt werden.


 

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