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Alibaba: Größter Börsengang

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 An der New Yorker Börse kommt das "nächste große Ding" nach Facebook.

Groß, größer - Alibaba. Der chinesische Onlinehändler wird an der New Yorker Börse Geschichte mit einem Aktiendebüt in noch nie da gewesenem Ausmaß schreiben. 21,1 Mrd. Dollar (16,3 Mrd.Euro) will die Firma zum Start einsammeln, wie aus den am vor dem Wochenende veröffentlichten Unterlagen hervorgeht, die Alibaba bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht hat.

Zunächst sollen 320 Millionen Aktien in einer Preisspanne zwischen 60 und 66 Dollar angeboten werden. Die Preisfestsetzung wird in Finanzkreisen am 18. September erwartet.

24,3 Milliarden Dollar

Das ist allerdings nur der Anfang: Durch Zusatzrechte, die Alibaba Investmentbanken eingeräumt hat, könnten sogar bis zu 24,3 Mrd. Dollar erlöst werden. Das Unternehmen von Jack Ma - dem reichsten Chinesen, der in seinem Heimatland wie ein Rockstar gefeiert wird - überflügelt alle bisherigen Börsengänge weltweit und steigt schlagartig zu einem der größten Titel am US-Aktienmarkt auf. Die US-Internet-Riesen Amazon können sich warm anziehen.

An den Finanzmärkten dürfte es das "nächste große Ding" werden und selbst Facebook in den Schatten stellen: Mit dem Emissionserlös wollen die Chinesen selbst Facebook-Gründer Mark Zuckerberg übertrumpfen, der 2012 rund 16 Mrd. Dollar einnahm.

Ausgemachte Sache ist der Erfolg für Experten aber noch nicht, sie sehen Alibabas Weg an die Wall Street als Prüfstein für den von politischen Krisen gebeutelten Aktienmarkt insgesamt: "Der Börsengang ist auf jeden Fall ein Gradmesser für die derzeitige Marktstimmung", sagt Händler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner.

Megatrends
Was die Hoffnungen der Anleger nach oben schnellen lässt, ist die Aussicht, an gleich zwei potenziellen Megatrends dieses Jahrzehnts teilhaben zu können: dem Aufstieg der kaufkräftigen chinesischen Mittelklasse und dem Siegeszug des Online-Handels.

Denn wenn die Chinesen Güter des täglichen Bedarfs oder Markenwaren über das Internet bestellen, nutzen sie zumeist Alibabas Auktionshaus Taobao oder dessen Online-Kaufhaus Tmall.

In China, das als größter Onlinemarkt weltweit gilt, hat Alibaba eine Vormachtstellung. Auf den großen Plattformen des Konzerns - Taobao, Tmall und Juhuasuan - wurden im vergangenen Jahr Geschäfte über 248 Mrd. Dollar abgewickelt. Das Unternehmen mit rund 300 Millionen Kunden und 25.000 Beschäftigten wickelt rund 80 Prozent aller privaten Internet-Einkäufe in der Volksrepublik ab. Über Alibaba-Portale werden damit weitaus mehr Waren verkauft als bei Amazon und Ebay zusammen.

Gefahr aus China
Analysten zufolge könnte die größte Gefahr für das Geschäftsmodell von Alibaba aus China selber erwachsen: So liefere sich Alibaba mit dem Suchmaschinenbetreiber Baidu und dem Internet-Unternehmen Tencent einen erbitterten Wettbewerb in allen Online-Marktsegmenten, gibt Experte Jost Wübbeke vom Mercator Institute for China Studies zu bedenken. Der Konzern ist auch rasant gewachsen. Gerade das rasante Expansionstempo kann bei den umworbenen Anlegern die Frage aufwerfen, ob Alibaba den Überblick zu verlieren droht. So gab es bereits Unregelmäßigkeiten bei der Rechnungslegung der Filmproduktionstochter Alibaba Pictures.

Analyst Carlos Kirjner von Bernstein Research pocht deshalb darauf, dass Alibaba während der wohl Anfang September startenden Werbetour bei potenziellen Investoren detailliert darlegt, wie sich das Unternehmen eigentlich selber definiert und wo es welche Geldquellen mit den Erlösen aus dem Börsengang erschließen will.

Alibaba wird an der Wall Street ein Exot sein. Trotz seiner schieren Größe - das Unternehmen bewertet sich mit bis zu 163 Mrd. Dollar - ist es außerhalb Chinas vergleichsweise unbekannt. Die Konzernstruktur mit etlichen Beteiligungsverzweigungen und diskreten Eigentumsverhältnissen ist für Außenstehende nur schwer zu durchblicken. Das ist ein Kritikpunkt, den Analysten immer wieder anbringen. Auch der SEC hat dies wohl Magenschmerzen bereitet, sonst wäre der Börsengang schon früher erfolgt.

Noch in diesem Monat

Alibaba will die Platzierung der unter dem Kürzel BABA an der New Yorker Börse zu notierenden Aktien noch in diesem Monat abschließen.

Der größte Alibaba-Anteilseigner, die japanische Investmentgesellschaft Softbank, wird seine Beteiligung beim Börsengang von 34,1 auf 32,4 Prozent abbauen. Der zweitgrößte Investor, das US-Internet-Urgestein Yahoo, reduziert von 22,4 auf 16,3 Prozent. Die Beteiligung von Alibaba-Gründer und -Chef Jack Ma sinkt von 8,8 auf 7,8 Prozent.

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