Gesundheit

Aufregung um Handel mit Patienten-Daten

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350 österreichische Ärzte sollen Daten weiterverkauft haben. Hier alle Infos.

Der Skandal um verkaufte Patienten-Daten erreicht jetzt auch Österreich. Nachdem in Deutschland ein Bericht des "Spiegel" über Millionen ausgespähte Ärzte und Patienten für Aufregung gesorgt hat, bestätigte eine Sprecherin der österreichischen Niederlassung der US-Firma IMS Health Inc. im Ö1-"Mittagsjournal", dass österreichische Ärzte Daten von Medikamentenverschreibungen an das Unternehmen verkaufen. 350 heimische Mediziner sollen demnach mit der Firma kooperieren. Die Ärztekammer kündigt Konsequenzen an.

Skandal auch in Österreich
Es werden Daten weitergegeben - allerdings nicht von den Apotheken, sondern von den Ärzten. Man erhalte jedoch nur das, was verschrieben wurde. Ein Rückschluss auf den Patienten soll nicht möglich sein, da die Daten verschlüsselt würden, heißt es.

Sehr wohl würden aber bestimmte Informationen mitgeliefert, die eine weitere Auswertung der Daten zulassen, wie beispielsweise Altersgruppen oder auch das Geschlecht, räumt IMS Österreich jetzt ein. Insgesamt 350 Ärzte sollen bei dieser "Marktforschung" mitmachen.

Verschlüsselte Daten
Eine Sprecherin von IMS Österreich versicherte, dass die Daten durch ein Dritt-Unternehmen verschlüsselt würden und die Verschlüsselung anders als in Deutschland vorgenommen werde. Sie betonte auch, dass Rückschlüsse auf die einzelnen Patienten "absolut nicht" möglich wären. Gleichzeitig gestand sie aber auch zu, dass die Daten differenziert werden nach Altersgruppen und Geschlecht.

"Ethisch bedenklich"

Ärztekammer-Vizepräsident Karl Forstner erklärte dazu, wenn die Daten verschlüssel und nicht gänzlich anonymisiert weitergegeben werden, sei das "nicht rechtskonform". Persönlich hält der Kammer-Präsident die Vorgangsweise dieser Ärzte für "ethisch bedenklich". Für ihn ist diese Form der wirtschaftlichen Beeinflussung von Ärzten auch unzulässig. "Patienten sollen das bekommen, was sie brauchen, und nicht, was die Pharma-Industrie allenfalls sich wünscht." Die Ärztekammer wolle jedenfalls eruieren, welche Daten genau weitergegeben wurden und inwieweit das rechtskonform ist.

Die FPÖ forderte als Konsequenz aus dem Deutschen Vorfall Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) auf, das schon beschlossene und im Aufbau befindliche Projekt der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) sofort zu stoppen.
 

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