Auto-Absatz in Europa erstmals wieder gestiegen

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Nach 13 Monaten Talfahrt hat der Auto-Absatz in Europa dank staatlicher Anreizprogramme erstmals wieder angezogen. Im Juni wurden 1,46 Millionen Fahrzeuge verkauft und damit 2,4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie der Verband der Europäischen Automobilhersteller (ACEA) in Brüssel mitteilte. Zuvor war der Neuwagenverkauf seit Mai 2008 steil gesunken. In der ersten Jahreshälfte 2009 wurden 7,4 Millionen Autos oder 11 Prozent weniger Fahrzeuge abgesetzt als ein Jahr zuvor.

Mit den Juni-Zahlen verfestigte sich nach Einschätzung des Verbands der Automobilindustrie (VDA) die sich seit einigen Monaten abzeichnende Bodenbildung. "Eine durchgreifende Erholung lässt sich jedoch daraus noch nicht ableiten", teilte der Branchenverband in Frankfurt mit.

Im ersten Halbjahr 2009 wurden fast 30 Prozent aller in Westeuropa abgesetzten Neuwagen in Deutschland verkauft. Im Juni lag das Plus im Vergleich zum Vorjahresmonat dank der Abwrackprämie in Europas größtem Einzelmarkt bei 40 Prozent. Außerhalb Deutschlands betrug der Absatzrückgang im westlichen Europa laut VDA im ersten Halbjahr 19 Prozent.

Nach einer Untersuchung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) profitieren die deutschen Hersteller aber nur bedingt von den guten Absatzzahlen auf ihrem Heimatmarkt. "Die deutsche Automobilproduktion sinkt im laufenden Jahr trotz Abwrackprämie deutlich. Mit voraussichtlich knapp 4,7 Millionen Pkw werden rund 750 000 Fahrzeuge weniger die Werkshallen verlassen als 2008", sagte das Automotive Institute von PWC voraus. Dies entspreche einem Rückgang um fast 14 Prozent und mache eines deutlich: "Vor allem Importfahrzeuge waren die Gewinner des Nachfragebooms."

Umweltprämie hat Absturz abgefedert

Im Jahr 2010 dürfte das Produktionsvolumen demnach erneut auf dann 4,53 Millionen Pkw sinken. "Die Umweltprämie hat den Absturz der deutschen Pkw-Produktion abgefedert. Da viele Käufer die Anschaffung eines Neuwagens auf 2009 vorgezogen haben, fehlt diese Nachfrage allerdings im kommenden Jahr und lässt die Fertigungszahlen weiter zurückgehen", sagte PwC-Experte Harald Kayser laut Mitteilung. Mit einem Anstieg der Fertigung sei erst 2011 zu rechnen. Das Niveau von 2008 werde die Branche aber erst 2013 mit annähernd 5,5 Millionen produzierten Autos wieder übertreffen.

Unter den großen deutschen Herstellern schnitt nach den Zahlen von ACEA die Volkswagen Gruppe im Juni erneut am besten ab. Sie verzeichnete in Europa im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Plus von 9,5 Prozent. Ihr Marktanteil lag bei 21,4 Prozent. Im ersten Halbjahr insgesamt verkaufte die Gruppe 3,1 Prozent weniger Autos als im Vorjahreszeitraum.

Andere deutsche Hersteller ließen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2008 kräftig Federn, wie ACEA berichtete. Die BMW-Gruppe verkaufte in Europa 22,3 Prozent weniger Autos, bei Daimler lag das Minus bei 18,6 Prozent. Opel/Vauxhall büßten 17,6 Prozent ein und hatten in Europa einen Marktanteil von 7,6 Prozent nach 8,2 Prozent im Vorjahreszeitraum. Die Ford-Gruppe setzte 8,0 Prozent weniger Autos ab. Dies geht vor allem auf die angeschlagene schwedische Tochter Volvo (- 22,8 Prozent) zurück, während die Marke Ford 5,2 Prozent einbüßte. Der Marktanteil der Gruppe stieg jedoch von 9,9 auf 10,3 Prozent.

Wachstumsphase erwartet

Das Strategieberatungsunternehmen Booz & Company sieht die Automobilindustrie ungeachtet der beispiellosen Absatzkrise und der düsteren Prognosen vor ihrer größten Wachstumsphase bislang. "Rapide ansteigende Pro-Kopf-Einkommen in den Schwellenländern und bedeutend günstigere (...) Fahrzeugtypen, versechsfachen dort den Automobilverkauf bis 2018", teilte das Unternehmen in München mit. Mit einer Wachstumsrate von 14,7 Prozent entwickele sich Indiens Automarkt bis 2013 am rasantesten.

Die Strategieberatung prognostiziert, dass die Zahl der Fahrzeuge, die sich im Verkehr befinden, weltweit von 672 Millionen (2008) über 1,1 Milliarde (2013) bis auf 1,5 Milliarden (2018) steigen wird.

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