Autobauer vor schwierigem Jahr 2010

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Der Einbruch kommt mit einem Jahr Verzögerung: Nachdem Deutschlands Autobauer dank Abwrackprämie das von der Wirtschaftsflaute geprägte Jahr 2009 recht gut überstanden haben, steuern sie nun auf ein echtes Krisenjahr zu. "Das Jahr 2010 wird grausam", sagt Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer. Viele Menschen haben den Autokauf vorgezogen, und wer es nicht getan hat, dürfte die Händler an die Preisnachlässe von 2009 erinnern.

Experten erwarten daher, dass Hersteller den Absatz mit gewinnaufzehrenden Preisnachlässen ankurbeln werden. Die Krise dürfte daher den Druck verstärken, über Zusammenschlüsse die Kosten zu senken.

"Der deutsche Staat hat durch die Abwrackprämie künstlich amerikanische Verhältnisse in Bezug auf Rabattschlachten herauf beschworen", sagt NordLB-Analyst Frank Schwope. Er rechnet 2010 mit Abschlägen von 20-35 %, was nur geringfügig unter dem Niveau von 2009 liegt, als es in Deutschland 2500 Euro Abwrackprämie je Altauto gab. "Das geht natürlich auf Kosten der Margen."

Trotz Preiskampf dürfte der Absatz in Deutschland laut Herstellerverband VDA 2010 um 1 Mio. auf 2,8 Mio. Fahrzeuge sinken. "Außer in den Schwellenländern sehe ich für 2010 wenig Aufwind in den Automärkten", sagt Gregor Matthies, Autoexperte bei der Beratungsfirma Bain.

In China, wo 2009 gut ein Drittel mehr Autos verkauft wurden, bleibt die staatliche Förderung beim Autokauf bestehen, weshalb der Absatz auch 2010 hoch bleiben dürfte. Hoffnung besteht zudem für Märkte wie Russland, wo sich die Bestellungen nach einem Einbruch um rund 50 % in 2009 erholen dürften.

Weltweit kommen Autobauer aber zunehmend durch Billigmodelle aus China und Indien unter Druck. "Zudem drohen ihnen Technologie-Unternehmen wie Tesla oder Fisker den Ruhm bei wichtigen Neuentwicklungen abzugraben", sagt Christoph Stürmer vom Marktforschungsinstitut Global Insight. Die Entwicklung von elektrischen Antrieben verschlingt Unsummen. "Und vom Markt kommt so schnell nichts zurück." Bis sich die Investitionen in E-Autos rentieren, dürften noch Jahrzehnte vergehen.

Enorme Kostenlawine

Auf die Autohersteller rollt nach Einschätzung der Unternehmensberatung McKinsey eine enorme Kostenlawine zu. Deren Autoexperte Christian Malorny sagt: "Überkapazitäten und höhere Ausgaben für Entwicklung und Produktion von Autos werden bei den deutschen Herstellern bis 2020 Mehrkosten von 190 Mrd. Euro verursachen."

Um diese Lücke zu schließen, müssten Hersteller in den kommenden 10 Jahren ihre Effizienzsteigerungen verdoppeln. Bei der Stellschraube Beschäftigung ist der Spielraum nicht mehr allzu groß. "Die Personalkosten machen bei den Autobauern nur 10-15 % der Kosten aus. Die Fabriken sind mittlerweile schlank", sagt Matthies.

Als Modell der Zukunft gelten Zusammenschlüsse. "Allianzen zwischen Autoherstellern sind die neueste Mode. Das trägt man jetzt so", sagt Stürmer. Die bislang für den größten Teil der Innovationen verantwortlichen Zulieferer können die teuere Entwicklungsarbeit für sparsame Antriebe nicht alleine stemmen.

"Gerade die deutschen Premiumhersteller werden über Partnerschaften mit Volumenherstellern nachdenken müssen, zum einen um die hohen Kosten für Neuentwicklungen auf mehr Schultern und größere Stückzahlen zu verteilen, zum anderen um die eingebrochene Profitabilität in den kleinen Autosegmenten zu kompensieren", sagt McKinsey-Experte Malorny.

Europas Marktführer VW hat mit dem Einstieg bei Porsche und Suzuki vorgelegt. Auch andere Hersteller führen Gespräche - etwa Daimler und Renault oder Peugeot und Mitsubishi. "Allerdings sind BMW und Daimler aufgrund der misslungenen Abenteuer mit Rover und Chrysler gebrannte Kinder", sagt Analyst Schwope.

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