Der italienische Autobauer Fiat schreibt dank der Abwrackprämie und ähnlichen Anreizpaketen in anderen Ländern wieder schwarze Zahlen. Die Programme haben besonders die Nachfrage nach sparsamen Kleinwagen beflügelt, ein Bereich, in dem Fiat traditionell stark ist und der den Italienern den Zuschlag bei Chrysler verschafft hat. Nach einem Verlust von 48 Millionen Euro zu Jahresbeginn erwirtschaftete der Konzern im zweiten Quartal einen Handelsgewinn von 310 Millionen Euro, wie Europas sechstgrößter Autobauer in Mailand mitteilte.
Mit dem Ergebnis übertraf der Konzern die Markterwartungen. Analysten von Cheuvreux gehen davon aus, dass Fiat der einzige Massenhersteller ist, der im ersten Halbjahr 2009 trotz der weltweiten Autokrise schwarze Zahlen schrieb. Fiat bekräftigte sein Gewinnziel von einer Milliarde Euro in diesem Jahr und rechnet in der zweiten Jahreshälfte mit einer Verbesserungen in allen Firmenbereichen - auch im darbenden Lastwagen- und Traktorengeschäft. Mit seinen Zahlen weckte der Konzern, der als erster großer Hersteller Zahlen für das zweite Quartal vorlegte, Hoffnungen auf eine langsame Erholung der gebeutelten Branche.
Im Blickpunkt der Analysten standen jedoch vor allem Fiats Schulden, die der Konzern um knapp eine Milliarde auf 5,7 Milliarden Euro herunterfuhr. Börsianer hatten jedoch auf mehr gehofft. Die Fiat-Aktie verlor in Mailand rund zwei Prozent. Im Gesamtjahr will Fiat die Schulden unter fünf Milliarden Euro drücken.
Im zweiten Quartal beflügelten staatliche Anreize zum Autokauf in Europa und Brasilien, Fiats zweitgrößtem Einzelmarkt, die Nachfrage nach Kleinwagen. Dieser Trend half zuletzt auch dem französischen Renault-Konzern mit der Billigmarke Dacia, der tschechischen VW-Tochter Skoda und dem US-Konzern Ford. Bei den deutschen Herstellern profitieren vor allem die Marken VW und Opel, während sich die Effekte bei Luxuswagen der Marken Mercedes, BMW und Audi in Grenzen hielten.
Fiats Stärke bei Kleinwagen war ein Hauptgrund, warum der italienische Autobauer den Zuschlag beim Verkauf des US-Herstellers Chrysler bekam. Derzeit hält Fiat 20 Prozent an Chrysler, will seinen Anteil aber ausbauen. Fiat-Chef Sergio Marchionne wollte ursprünglich mit Chrysler und dem deutschen Opel-Konzern ein globales Schwergewicht schmieden, war bei Opel aber abgeblitzt. Als Favorit für eine Übernahme des deutschen Autobauers gilt der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna.