GM beschleunigt Sanierung - Bieterkampf um Saab

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Der angeschlagene Autobauer General Motors (GM) drückt bei der Sanierung auf die Tube. GM-Chef Edward Whitacre geht die Baustellen Opel, Saab und auch das Geschäft mit Zulieferteilen parallel an. Denn er hat ein ehrgeiziges Ziel: Schon in diesem Jahr will er wieder Gewinn schreiben.

"Meine Prognose ist, wir werden es schaffen", sagte Whitacre vor US-Journalisten. Das wäre eine Überraschung, hat General Motors doch fünf Jahre lang hohe Verluste angehäuft und war deswegen im vergangenen Jahr in die Insolvenz gerutscht.

Nur mit einer Finanzspritze des Staates über 50 Milliarden Dollar (35 Mrd. Euro) gelang einer verschlankten GM der Neuanfang. Mitarbeiter und Gläubiger mussten teils tiefe Einschnitte verkraften. Tausende Arbeitsplätze gehen verloren, Werke werden geschlossen und Marken eingestampft. Das Aus für Pontiac und Saturn ist beschlossene Sache, die Hummer-Geländewagen werden künftig von Chinesen produziert, für die schwedische Tochter Saab besteht kaum noch Hoffnung auf Rettung.

Ecclestone und Samuelsson wollen Saab

Für Saab begann am Donnerstag (7. Jänner) die letzte Runde im Ringen ums Überleben: Der niederländische Sportwagenhersteller Spyker besserte sein Übernahmeangebot nach. Laut Medienberichten gibt es zudem gleich mehrere Investoren mit "Last-Minute"-Angeboten. GM-Chef Whitacre rechnete aber nicht mehr mit einem Abschluss. Saab hat in den vergangenen 20 Jahren als GM-Tochter fast durchweg Verluste eingefahren.

Quasi in letzter Sekunde ist aber ein Kampf und den schwedischen Autobauer entbrannt. Neben Spyker will auch Formel-1-Chef Bernie Eccleston gemeinsam mit einem Partner Saab übernehmen und auch der ehemalige MAN-Chef Haakan Samuelsson soll interessiert sein.

Zähes Ringen um Opel

Im Fall Opel treffen sich das Konzernmanagement und der Betriebsrat in der kommenden Woche, um über die Zukunft zu beraten. GM verlangt von der Belegschaft über Lohnverzicht einen Sanierungsbeitrag von jährlich 265 Millionen Euro. Die Arbeitnehmer sind prinzipiell zu Zugeständnissen bereit, haben diese aber an einen Forderungskatalog geknüpft. Vor allem verlangen sie die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft nach deutschem Recht, aber auch einen besseren Zugang zu internationalen Märkten. Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen lehnt der Betriebsrat ab.

GM will bei Opel und Vauxhall in Europa 8150 der rund 48.000 Stellen abbauen. Für die Sanierung verlangt der Konzern Hilfen über 2,7 Milliarden Euro von den betroffenen europäischen Ländern. Das Geld braucht GM dringend. Die eigenen Kassen sind klamm und überdies will Konzernchef Whitacre die Schulden beim US-Steuerzahler tilgen. Er wolle die Bürde loswerden, sagte Whitacre. 6,7 Milliarden Dollar stehen noch aus, für den restlichen Betrag sind die USA zum Mehrheitseigner bei GM aufgestiegen.

Auch der Verkauf des ungeliebten Geschäfts mit Autoteilen dürfte Geld einbringen. Das GM-Management will die Sparte so schnell wie möglich loswerden. GM hatte erst Mitte vergangenen Jahres einen Teil seines Zuliefergeschäfts wieder zurücknehmen müssen. Hintergrund war die Insolvenz der ehemaligen Tochter Delphi, bei der GM noch in der Pflicht stand. Delphi konzentriert sich nach geglücktem Neustart auf Elektronik, Motoren und Ersatzteile. GM übernahm das Geschäft mit Lenksystemen und Antriebssträngen, das seitdem unter dem Namen Nexteer firmiert. Dort arbeiten 6200 Menschen.

Liddell scharrt in den Startlöchern

Ob Whitacre die Sanierung bis zum Ende begleitet, ist allerdings fraglich. Der Verwaltungsratsvorsitzende hatte nur kommissarisch das Amt des Konzernchefs übernommen, nachdem Fritz Henderson Anfang Dezember gehen musste. Henderson hatte Opel verkaufen wollen, der von der US-Regierung unterstützte Chefkontrolleur Whitacre lehnte das ab. Whitacre selbst brachte den frisch angetretenen Finanzchef Chris Liddell als möglichen Konzernlenker ins Spiel. Wie Whitacre, ehemals Chef des Telekommunikationskonzerns AT&T, kommt auch Liddell nicht aus der Autoindustrie. Er kam von Microsoft.

Beide Manager sind als harte Sanierer bekannt. Sie wollen versuchen, mit den vier verbleibenden US-Marken Chevrolet, Buick, Cadillac und GMC sowie den europäischen Töchtern Opel und Vauxhall die Wende zu schaffen. Der Plan wird nach Einschätzung von Experten aber nur mit Rückenwind durch die anspringende Konjunktur gelingen. Im vergangenen Jahr waren die Verkäufe von GM im Heimatland um 30 Prozent eingebrochen und damit so stark wie bei kaum einem anderen Hersteller. Gegen Jahresende hatte sich die Lage aber entspannt.

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