Umweltschützer werfen der Autoindustrie Etikettenschwindel in Sachen Klimaschutz vor. Insbesondere der Wirbel um das Elektro-Auto sei völlig überzogen, kritisierte die Deutsche Umwelthilfe (DHU) auf der IAA . "Elektro-Autos sind ein Forschungsthema, aber wir werden noch viele Jahre brauchen, bis die Batterien bezahlbar sind und große Reichweite haben", sagte DHU-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Bisher hätten die deutschen Hersteller nur "Placebo-Modelle" im Angebot - das heißt Studien und Kleinstserien für Elektro-Autos. Mit einem Aufpreis von 10.000 bis 26.000 Euro gegenüber gängigen Modellen seien Elektro-Wagen zu teuer. Im August seien in Deutschland nur 4 Fahrzeuge mit E-Antrieb zugelassen worden. Dagegen unternehme die Industrie zu wenig, um den Verbrauch klassischer Verbrennungsmotoren zu senken. "Die Industrie kann offensichtlich nur von Spitzen-Geschwindigkeiten reden", kritisierte Resch.
Die Deutsche Umwelthilfe zog ein vernichtendes Fazit der vergangenen IAA 2007 und sprach von der "Mär von der 'grünen' Automobilausstellung". "Die Hersteller haben ihre Versprechen nicht eingehalten. Es fehlen grüne Fahrzeuge, die 2008 und 2009 eigentlich in Serie gehen sollten", kritisierte Resch.
Die DHU warf dem Verband der Automobilindustrie (VDA) vor, seine Versprechen gebrochen zu haben. VDA-Präsident Matthias Wissmann habe für die Hersteller zugesagt, bei Klimaanlagen im Auto künftig nur noch auf das natürliche Kältemittel Kohlendioxid zu setzen.
Stattdessen werde die deutsche Industrie trotz einer EU-Vorgabe auch nach dem 1. Jänner 2011 weiter Neuwagen mit dem chemischen Kältemittel 1234yf ausliefern - dies sei leicht entzündlich und entwickle bei Unfällen giftige Gase. Der Verband fordert von 2012 an Strafzahlungen für die Hersteller.
Resch warf den Konzernen zudem vor, mit manipulierten Angaben zum Spritverbrauch zu werben. Tests hätten gezeigt, dass viele Fahrzeuge in der Praxis bis zur Hälfte mehr Kraftstoff benötigten als in den Tests. Die Behörden müssten die Angaben systematisch überprüfen und Verstöße ahnden.