VW-Chef rechnet mit höherem Autoabsatz

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VW-Chef Martin Winterkorn rechnet 2010 mit einem weltweit steigenden Auto-Absatz in der gesamten Branche. Er gehe davon aus, dass 1 oder 2 Mio. Fahrzeuge mehr verkauft würden, sagte er dem Magazin "Wirtschaftswoche". Dieses Wachstum fände allerdings in Märkten wie China, Brasilien, Indien oder Russland statt.

Dort würden geringere Gewinnspannen erzielt, so dass 2010 dennoch ein sehr hartes Jahr werde. Europas größten Autobauer sieht er jedoch auf einem guten Weg und rechnet fest mit Marktanteilsgewinnen.

Kurzarbeit sei für VW in Deutschland derzeit kein Thema. "Unsere Auftragsbücher sind bis ins Frühjahr gut gefüllt", sagte der Manager. Vielmehr sei eine Jobgarantie für die nächsten Jahre in den deutschen Werken in greifbarer Nähe.

Piech hat Lkw-Sparte im Fokus

VW-Patriarch Ferdinand Piech dürfte nach dem Einstieg bei Porsche und Suzuki 2010 sein Augenmerk auf die schweren Lastwagen lenken. Analysten rechnen damit, dass der mächtige Aufsichtsratschef von Volkswagen bis spätestens Mitte nächsten Jahres die beiden Lkw-Hersteller MAN und Scania zu einer neuen Gruppe vereinen wird.

Den Boden für die rasche Umsetzung seines Vorhabens hat der Porsche-Enkel, der auch den Aufsichtsrat von MAN leitet, mit der Neubesetzung der Führungsetage bei dem Nutzfahrzeughersteller durch den Österreicher Georg Pachta-Reyhofen schon bereitet. Dem 72-jährigen schwebt ein Megakonzern vor, der vom Kleinwagen Polo über Sportwagen und Motorräder bis zu 44-Tonnern alles anbieten kann, was fährt. Selbstverständlich soll Volkswagen dann weltweit die Nummer Eins auf dem Automarkt sein.

"Durch die neuen Vorstände kommt Dynamik in die Allianz", ist Autoanalyst Frank Schwope von der NordLB überzeugt. Er rechnet damit, dass MAN und Scania bei Einkauf und Entwicklung enger zusammenarbeiten werden. Die Zeit drängt, da die Entwicklung der nächsten Lkw-Generation ansteht.

Frank Biller von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hält es für möglich, dass Piech bald Fakten schaffen wird. Sein Modell sieht so aus: VW bringt den Anteil an seiner Tochter Scania im Zuge einer Kapitalerhöhung bei MAN ein. Der Münchner Konzern, der vor knapp drei Jahren mit der Übernahme seines schwedischen Rivalen gescheitert war, bekäme so doch noch Kontrolle über Scania - allerdings unter dem Dach von VW.

Genehmigung bis Anfang Juni

MAN verfügt noch bis Anfang Juni über die Genehmigung der Aktionäre, das Grundkapital um bis zu 50 Prozent zu erhöhen. Dabei könnte VW seine Beteiligung an Scania als Sacheinlage einbringen. Der Wolfsburger Autobauer hält derzeit einen Stimmrechtsanteil von 29,9 Prozent an MAN sowie über 70 Prozent an Scania. MAN seinerseits ist mit über 17 Prozent an Scania beteiligt.

Da VW bei einem Verkauf ihres Scania-Pakets an MAN die Anteilsschwelle von 30 Prozent bei dem Münchener Traditionsunternehmen überschreiten würde, wäre ein Übernahmeangebot an die übrigen MAN-Aktionäre fällig. Große Hoffnungen auf eine ordentliche Prämie für ihre Anteile sollten sich die Aktionäre von MAN nach Einschätzung von Biller aber nicht machen. Der Analyst geht davon aus, dass VW bei einem etwaigen Angebot lediglich den gesetzlich vorgeschriebenen Durchschnittskurs der letzten drei Monate zu Grunde legen würde. Er schätzt den gewichteten Durchschnittskurs auf 57 Euro je MAN-Aktie. Damit läge die Offerte etwas über dem Schlusskurs vom Freitag (18. Dezember) von 53,94 Euro.

Dennoch könnten die Investoren das Angebot angesichts der weltweit schwachen Lkw-Märkte attraktiver finden als VW lieb wäre. Dann würde das Projekt womöglich teuer für VW. Als Alternative könnte Scania MAN übernehmen, schlägt Christian Breitsprecher vom Bankhaus Sal Oppenheim vor. Ein Pflichtangebot würde dabei vermieden.

Finanzieller Aufwand soll im Rahmen bleiben

Volkswagen will den finanziellen Aufwand des Konzernausbaus in Grenzen halten und dabei die Einschätzung seiner Kreditwürdigkeit bei Ratingagenturen beibehalten. Die Barmittel von zuletzt 13,4 Mrd. Euro sollen möglichst unangetastet bleiben, um Investitionen in neue Modelle zu schultern und ein Polster für den Fall zu haben, dass die Krise in der Automobilindustrie länger dauert als erwartet.

In die Karten blicken lässt sich Piech bei seinem Vorhaben nicht. Der für sybillinische Kurz-Sätze bekannte Aufsichtsratschef hatte vor einigen Monaten bereits angedeutet, dass er die Branchenkrise dazu nutzen wolle, die Lkw-Allianz durchzusetzen. "In der Not geht alles schneller", hatte Piech auf der Autoschau IAA Mitte September in Frankfurt gesagt. Seither rätseln Manager wie Analysten, wie Piech die beiden Firmen miteinander verbinden wird. Wenn der Riesenkonzern in zwei Jahren fertig ist, werden einschließlich der Lkw-Gruppe weltweit über 450.000 Menschen für den Wolfsburger Autobauer arbeiten.

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