Europas größter Autokonzern Volkswagen stemmt sich weiter gegen die weltweite Absatzkrise und hat im ersten Halbjahr 2009 deutlich besser abgeschnitten als der Gesamtmarkt. Der VW-Konzern verzeichnete in den ersten sechs Monaten einen weltweiten Absatzrückgang von 5,1 Prozent.
Das sagte VW-Chef Martin Winterkorn bei einer "Handelsblatt"-Tagung zur Automobilindustrie in München. Der Weltmarkt dagegen sei um 18 Prozent eingebrochen. Im Juni sei der VW-Konzern sogar mit rund sechs Prozent im Plus gelegen. VW halte Kurs. Dies sei aber "kein Grund zur Euphorie".
VW profitiert vor allem von der Abwrackprämie in Deutschland sowie von seiner Stärke in China. Ein genaues Absatzvolumen nannte der VW-Chef nicht. Aus einem Vergleich zum Vorjahreszeitraum ergibt sich aber für die ersten sechs Monate 2009 ein konzernweiter Absatz von rund 3,1 Mio. Fahrzeuge. Volkswagen gehe für das laufende Jahr aktuell von einem weltweiten Gesamtmarkt um die 47 Mio. Autos aus. Dies seien 12 Mio. Fahrzeuge weniger als 2007. Die Erholung werde Zeit brauchen.
"Technologischer Umbruch"
Der VW-Chef sagte zudem, die Autobranche stehe mit der Elektromobilität vor einem "fundamentalen technologischen Umbruch", einer echten Zeitenwende. "Unser Weg führt weg vom Öl, hin zu emissionsfreier Mobilität." Dabei spiele das Elektroauto eine Schlüsselrolle.
Winterkorn warnte aber vor übertriebenen Erwartungen. "Der Weg zum Elektro-Auto ist kein Sprint, sondern ein Marathon." Laut Winterkorn rechnet VW für das Jahr 2020 mit einem globalen Marktanteil von lediglich einem bis 1,5 Prozent an reinen Elektrofahrzeugen. Andere Prognosen dagegen sind weitaus optimistischer.
VW werde die neue Kleinwagenfamilie "New Small Family" nutzen, um ab 2013 die ersten Elektrofahrzeuge anzubieten. Spätestens in einem Jahrzehnt wolle Volkswagen "nennenswerte Stückzahlen" von reinen Elektroautos anbieten, zu bezahlbaren Preisen und mit der Reichweite, welche die Kunden erwarteten.
"Elektroauto für alle" machbar
Das alltagstaugliche, bezahlbare und sichere "Elektroauto für alle" sei machbar. "Aber wahr ist auch: Der Weg dahin ist lang und mühsam", sagte der VW-Chef. Er nannte als zentrale Probleme die Batterie, den Preis und die Infrastruktur, etwa flächendeckende Stromtankstellen. Elektro alleine aber reiche nicht aus, sagte Winterkorn. Mittelfristig werde es einen Mix aus Antriebskonzepten geben, etwa hocheffiziente Verbrennungsmotoren, Erdgasfahrzeuge oder Hybride.
Winterkorn sagte zudem, zwar sei die deutsche Autoindustrie in Sachen Elektromobilität frühzeitig aktiv gewesen. Sie habe dann aber nicht konsequent genug weiter gearbeitet. "Und da schließe ich uns bei Volkswagen durchaus selbstkritisch mit ein." Die deutsche Autoindustrie dürfe sich beim Thema Elektromobilität nicht abhängen lassen. Als weltweit führend in dieser Technologie gelten asiatische Autobauer.