DAX verliert fast 1,6 Prozent - Siemens Energy verlieren elf Prozent
Aktienanleger bleiben angesichts der erwarteten geldpolitischen Straffungen in den USA nervös. Nach der jüngsten Stabilisierung startete der DAX am Freitag mit deutlichen Verlusten in den Tag. Im Sog weltweit nachgebender Aktienbörsen sank er gegen Ende der ersten Handelsstunde um 1,56 Prozent auf 15.664,45 Punkte. Der MDAX büßte 1,47 Prozent auf 33.834,53 Zähler ein.
An den beiden Vortagen hatte sich der DAX nur kurz etwas Luft verschafft. Mit dem Rückschlag sackte er wieder unter einige wichtige mittelfristige Unterstützungen, die aktuell im Bereich von 15.600 bis 15.900 Punkten eng beisammen liegen. Nun droht auch der langfristig relevante 200-Tage-Durchschnitt in Gefahr zu geraten, der aktuell am unteren Rand dieser Spanne verläuft. Im letzten Jahresviertel 2021 war der DAX dreimal unter diesen wichtigen Indikator gefallen, hatte die Marke aber jeweils rasch zurückerobert. Ob es auch dieses Mal so kommen würde, bleibt angesichts der deutlichen Stimmungseintrübung am Aktienmarkt abzuwarten.
"Der DAX folgt erneut der schwachen Wall Street", kommentierte der CMC-Markets-Experte Jochen Stanzl. Schon in New York war es nach einer anfänglichen Erholung wegen der Erwartung einer strafferen Geldpolitik deutlich bergab gegangen. Asiens Börsen waren diesem Trend gefolgt. Gerade auf dem Tech-Bereich, einem bisher wichtigen Zugpferd in der Corona-Pandemie, lastet die Aussicht auf steigende Zinsen.
Ein schwacher Ausblick des US-Streaminganbieters Netflix setzte der Stimmung weiter zu, die Netflix-Aktie brach ein. "Steigende Zinsen und dann noch niedrigere Wachstumserwartungen", kommentierte Stanzl. Seiner Ansicht nach könnte Netflix "symptomatisch sein für das, was dem Aktienmarkt in den kommenden Wochen und Monaten noch bevorsteht". Aus dem Tech-Sektor verloren die Infineon-Aktien am Freitag 3,3 Prozent an Wert.
Noch viel düsterer geht es aber bei Siemens Energy zu mit einem Kurseinbruch um elf Prozent. Sie litten damit einmal mehr unter einer Gewinnwarnung der Windkraft-Tochter Siemens Gamesa, in deren Folge auch der DAX-Konzern seine Erwartungen an das laufende Geschäftsjahr senken musste. Oddo BHF stufte die Energy-Aktie daraufhin ab mit dem Hinweis, diese Gewinnwarnung von Gamesa sei nun eine zu viel.
Analyst Akash Gupta von JPMorgan bezeichnete den Windkraft-Anlagensektor wegen der Unsicherheiten als derzeit "nicht investierbar". Während die Aktien von Siemens Gamesa in Madrid um 14,4 Prozent abrutschten, traf die Verkaufswelle auch jene von Nordex schwer. Für das SDAX-Unternehmen ging es ebenfalls deutlich um 6,7 Prozent bergab.
Zahlen gab es am Morgen vom SDAX-Mitglied Secunet, die nach einer deutlichen Kurserholung vom Vortag aber nicht weiter halfen. Anleger machten schon wieder Kasse. Der Kurs sackte im schwachen Marktumfeld besonders stark um 6,6 Prozent ab, obwohl der IT-Sicherheitsdienstleister für 2021 dank der starken Nachfrage in der Corona-Pandemie von einem Umsatzsprung berichtete.
Positive Ausnahmen in der DAX-Familie waren rar. Anders als zuletzt konnten auch klassische Industriewerte, in die Anleger zuletzt vermehrt geflüchtet waren, den Leitindex nicht stützen. Auch die Titel von Autokonzernen kamen nun unter Druck. Die Titel des Konsumgüterkonzerns Beiersdorf waren nach einer Kaufempfehlung durch die britische Bank HSBC mit einem Anstieg um 0,2 Prozent eine von zwei DAX-Ausnahmen mit positivem Vorzeichen.