Die teilverstaatlichte Commerzbank hat im zweiten Quartal stärker als gedacht von der Erholung der Finanzmärkte profitiert. Zwar schrieb das Unternehmen immer noch rote Zahlen, sieht sich inzwischen aber stark genug, um auf einen Teil der erhaltenen Staatshilfe verzichten zu können. Beim Vorstand wächst jedoch die Sorge vor weiteren Kreditausfällen.
"2009 bleibt ein herausforderndes Jahr", sagte Bankchef Martin Blessing am 6. August in Frankfurt, "aber wir sind auf dem richtigen Weg." Finanzchef Eric Strutz berichtete von einem guten Start ins dritte Quartal. "Wir haben Fahrt aufgenommen."
Der operative Verlust zwischen April und Ende Juni drittelte sich im Vergleich zum Auftaktquartal auf 201 Millionen Euro. Analysten hatten nur mit einer Halbierung gerechnet. Die Bank legte dabei sowohl beim Zins- als auch beim Provisionsüberschuss zu. Im Handelsgeschäft kam die zweitgrößte deutsche Bank zudem aus den roten Zahlen. Wie erwartet, musste die Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle aber deutlich erhöht werden. Unter dem Strich blieb die Bank mit 746 Millionen Euro in der Verlustzone. Im Vorjahr hatte die Bank wegen einer Steuergutschrift noch 200 Millionen Euro verdient.
1.800 Stellen weggefallen
Allerdings sind die Zahlen schwer vergleichbar mit dem Vorjahr durch den Zukauf der Dresdner Bank. Derzeit läuft die Eingliederung der ehemaligen Allianz-Tochter. "Wir liegen im Plan", sagte Finanzvorstand Strutz. Gut 1.800 Stellen von insgesamt geplanten 9.000 sind bereits weggefallen. Damit arbeiten noch knapp 66.500 Menschen in dem fusionierten Unternehmen, drei Viertel davon in Inland. Der Umbau kostete die Bank im zweiten Quartal mehr als 200 Millionen Euro und soll im Gesamtjahr das Zehnfache verschlingen.
Entlastet wurde die Commerzbank von den wieder anziehenden Finanzmärkten. Abschreibungen auf Schrottpapiere und weitere Belastungen summierten sich auf 621 Millionen Euro. Im ersten Quartal hatte der Betrag noch drei Mal so hoch gelegen. "Es ist uns in den vergangenen Monaten gelungen, Risiken und Bilanzsumme deutlich zu reduzieren", sagte Bankchef Blessing. Auf den Schrottpapieren wird er nach eigener Einschätzung aber vorerst sitzenbleiben. Es sei nicht mit einem zügigen Abverkauf im laufenden Jahr zu rechnen, ließ er im Zwischenbericht wissen. Die als kritisch eingestuften Wertpapiere belaufen sich auf rund 26 Milliarden Euro.
Sorge vor Kreditausfällen
Der Großteil der Schrottpapiere war mit der Dresdner Bank in den Konzern gelangt. Das Investmentbanking schrieb daraufhin im ersten Quartal einen Milliardenverlust. Diesen dämmte die Sparte im zweiten Quartal dank der Erholung der Märkte deutlich ein. Das Geschäft etwa mit Währungen oder Anleihen hatte sich branchenweit sehr gut entwickelt und beim heimischen Primus Deutsche Bank jüngst für einen Milliardengewinn gesorgt.
Die Commerzbank ist jedoch wesentlich stärker als die Deutsche Bank auf das klassische Kreditgeschäft gestützt. Und das bereitet zunehmend Sorgen. Zum einen geht der Vorstand davon aus, dass die Kreditnachfrage durch die schwache Konjunktur im zweiten Halbjahr sinken wird, zum anderen rechnet er damit, dass immer mehr Schuldner in finanzielle Bedrängnis geraten werden. Im zweiten Quartal legte die Commerzbank für den Fall von Kreditausfällen fast eine Milliarde Euro zurück.
Privatkundengeschäft stabil
Besonders stark litt die sogenannte Mittelstandsbank im zweiten Quartal unter dem Konjunkturtief. Ihr operativer Gewinn halbierte sich verglichen zum Jahresbeginn. Denn weite Teile der Industrie stehen in Deutschland still. Das als Wachstumstreiber ausgerufene Geschäft in Zentral- und Osteuropa rutschte noch tiefer in die roten Zahlen, genauso wie das Immobiliengeschäft. Mit den Privatkunden erwirtschaftete die Commerzbank dagegen in etwa so viel wie die drei Monate zuvor. An den Gewinn des Vorjahres kam das Institut aber bei weitem nicht heran - obwohl die Zahl der Privatkunden wuchs. Finanzchef Strutz räumte in einer Telefonkonferenz ein, dass die Bank zu wenig am Einzelnen verdiene.
Weil die Refinanzierung für das komplette Jahr jedoch bereits steht und die Kunden viel Geld bei der Commerzbank geparkt haben, will das Institut nun einen Teil der staatlichen Hilfen zurückgeben: Garantien von 5 Milliarden Euro. "Das spart uns einfach Gebühren", sagte Strutz. Insgesamt hatte das Institut 15 Milliarden Euro an Garantien erhalten, um damit leichter Geld am Kapitalmarkt einsammeln zu können. Zudem hatte der Staat 18,2 Milliarden Euro an Kapital zugeschossen. Die stillen Einlagen sollen weiterhin frühestens 2011 zurückfließen, wenn die Commerzbank sich wieder einen Gewinn zutraut. Dieses Jahr hat der Vorstand nach zwei tiefroten Quartalen bereits abgehakt. Wie verlustreich das Jahr ausfällt, dazu traut sich der Vorstand aber weiter keine Prognose zu.