Darwin's Circle in Wien

Tech-Gipfel im Zeichen der Digitalisierung

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Europa müsse bei der Digitalisierung deutlich optimistischer sein.

"Die besten Innovationen kommen erst", sagte Jim Fanning von Amazon Web Services, bei der am Donnerstag, stattfindenden Digitalkonferenz " Darwin's Circle " im Haus der Industrie in Wien. Die meisten Neuentwicklungen kommen zurzeit aus China und den USA. Fanning, der Firmen bei Innovationen unterstützt, sieht in Europa vor allem Regulierung und den Zugang zu Kapital als Stolpersteine. Der Österreicher Markus Braun, Chef des Zahlungsabwicklers Wirecard, plädiert ebenfalls für Optimismus in Bezug auf die Chancen Europas in der Digitalisierung. Europa müsse seine defensive Haltung in Bezug auf Digitalisierung ablegen und seine Stärken richtig einsetzen, forderte er bei der Eröffnung des  zweiten Darwin's Circle .

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Erst am Anfang

Auch die fehlende Kultur des Scheiterns verhindere das Ausprobieren von Neuem - wobei es da Fortschritte gibt, meinte Fanning. Braun betonte, dass die Digitalisierung weltweit noch in den Kinderschuhen stecke und deshalb jeder eine Chance habe, einzusteigen. Auch kleine Firmen sollten sich nicht geschlagen geben, sondern die Möglichkeiten sehen. "Wir sind erst in der Anfangsphase." Zudem sei es wichtig, die Digitalisierung nicht aus der Sicht einer einzigen Nation anzugehen, sondern auf globaler Ebene.
 
Tech-Gipfel im Zeichen der Digitalisierung
© Klaus Ranger
× Tech-Gipfel im Zeichen der Digitalisierung
Markus Braun bei seiner Rede.
 
"Ich bin absolut überzeugt davon, dass technologischer Fortschritt im Grunde immer durch eine Art von Standardisierung ermöglicht wird", sagte Braun. Es gehe also nicht um einen Machtkampf, etwa zwischen Europa und China oder den USA, sondern darum, globale Standards zu schaffen und Plattformen, die von überall und zu jeder Zeit zugänglich seien.
 
 

Großes Potenzial für Investoren

Tech-Entrepreneurs in Europa sind wie jene im Silicon Valley, erzählte Trevor Traina, US-Botschafter in Wien, und betonte ihr großes Potenzial, auch für Investoren - die sollten verstärkt auf vielversprechende Firmen in Europa setzen. Jedoch müssten Technologie-Entwickler und Jungfirmen hier in einem ganz anderen Umfeld als ihre amerikanischen Kollegen arbeiten, meinte er. Große Hürden gebe es vor allem bei der Finanzierung von neuen Ideen.

"Es ist kaum möglich, Start-ups zu finanzieren", sagte RBI-Chef Johann Strobl in diesem Zusammenhang. Die Banken seien immer noch in ihrer traditionellen Rolle gefangen und hätten wegen der Finanzkrise einiges verpasst. Man wolle aber "in kleinen Schritten" aufschließen, die RBI arbeite etwa mit Fintechs zusammen. Aufholbedarf gebe es auch in Sachen Finanzierung nach der Erstphase, die Gründer ohnehin oft mit Geld von Familie und Freunden finanzieren.

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Große Skepsis

Dass Europa in Sachen Digitalisierung eine große Rolle spielen wird, bezweifelt Strobl, wobei die protektionistischen Tendenzen in den USA eine Chance darstellen könnten. Auch T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth ist skeptisch, sieht aber im Datenschutz viele Möglichkeiten. Da könnten die Weltmarktführer aus Europa kommen, sagte er. Für Wirecard-Chef Markus Braun hingegen ist es irrelevant, woher Innovationen kommen. "Wir brauchen keine protektionistischen Elemente."

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