Handys bei Kindern schon weit verbreitet

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Jedes dritte Kind in Österreich von sechs bis elf Jahren besitzt ein Handy. Hauptanschaffungsgrund für Eltern ist - laut einer in Wien präsentierten Studie der Initiative Handywissen.at - der Sicherheitsgedanken. Gleich danach spielt der Kontrollaspekt eine wesentliche Rolle. Das Mobiltelefon bietet aber auch Anlass für Konflikte in der Familie - etwa, wenn es um die Kosten geht.

Was Eltern aber derzeit unterschätzen, sind die Risiken der Handynutzung. "In der Praxis sind Kinder mit dem Tausch von Gewalt- und Pornovideos sowie Belästigung über das Handy überfordert", sagte Anton Schmid, Wiener Kinder- und Jugendanwalt. Acht von zehn der befragten Elternteile kaufen ihrem Kind ein Handy, damit es in Notfällen Hilfe holen kann.

Genauso vielen ist die ständige Erreichbarkeit bzw. die Kontrolle - zu wissen, wo sich der Sprössling aufhält - wichtig. Für Konflikte sorgen in drei von zehn Fällen die Kosten, aber auch der Umgang wie "Telefonieren zu unerwünschten Zeiten" (27 Prozent) oder "mein Kind hebt nicht ab" (24 Prozent).

Laut den Studienergebnissen sehen es die Erwachsenen zwar als ihre Aufgabe, Kinder über den verantwortungsvollen Umgang mit Mobiltelefonen aufzuklären. Tatsächlich ist es aber so, dass diese ein gewaltiges Wissensdefizit bei der Bedienung gegenüber ihren Kindern haben. Zwei von drei befragten Elternteilen gaben an, dass sich ihr Sprössling besser mit dem Telefon auskennt.

"Eltern wissen meist nicht, was Kinder am Handy alles haben", sagte Michaela Cirka, Leiterin der Telefonhotline "147 Rat auf Draht". Während Mütter und Väter Diebstahl und hohe Kosten als die größten mit dem Handy verbundene Risiken einschätzen, sind es für die Fachleute aber viel mehr die Inhalte.

Konkrete Daten wie viele Kinder und Jugendliche mit "Sexting" (der Begriff setzt sich zusammen aus den Worten "Sex" und "Texting" und bezeichnet das Versenden von Nacktfotos oder erotischen Aufnahmen) Erfahrung haben oder von Cyber-Mobbing (Belästigung oder Beleidigung mit Hilfe des Handys) betroffen sind, gibt es für Österreich derzeit noch nicht. Diese Dinge sind aber längst auch hierzulande Realität.

"Einstiegsalter" liegt bei zehn Jahren

In den USA weiß man laut Bernhard Jungwirth, dem Koordinator von Handywissen.at, dass bereits jeder zehnte Jugendliche schon einmal erotische Bilder von sich per SMS oder MMS weitergeschickt hat. Was Heranwachsende dabei oft nicht bedenken, diese Bilder können etwa nach dem Abbruch einer Beziehung gegen einen missbräuchlich verwendet werden.

Durchschnittlich erhalten Kinder in Österreich mit 10 Jahren ihr erstes Handy. Zu den am häufigsten genutzten Funktionen zählt das Telefonieren (76 Prozent), gefolgt von SMS schreiben (75 Prozent), Musik hören (37 Prozent) und Fotografieren (33 Prozent). Fast jeder dritte Jugendliche hat schon mit dem Handy im Internet gesurft.

Für die Zukunft der Mobiltelefonie prognostizierte Elisabeth Mattes, Sprecherin der Mobilkom Austria, dass "die Welt des Internets mehr und mehr in das Handy 'hineinfahren' wird". Man kann noch mehr Daten noch schneller verarbeiten und herunterladen. Eltern stellt das vor eine schwierige Herausforderung. "Jugendliche müssen ordentlich in diese Welt hineinbegleitet werden", sagte sie.

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