Yahoo hat in den vergangenen sechs Jahren Mrd. Dollar in seine Suchmaschine investiert - bis das Management jetzt zum Schluss kam, dass es sinnvoller sei, diese Aufgabe an Microsoft zu übertragen. Damit greift Vorstandschefin Carol Bartz eine Strategie auf, die schon Firmengründer Jerry Yang und David Filo in den Anfangsjahren des Internet-Unternehmens gewählt haben.
Zwei Jahre nach dem Start von "Jerry and David's Guide to the World Wide Web" im Jahr 1994 gelangten Yang und Filo zu dem Schluss, dass die Zahl der Webseiten zu schnell zunimmt, um mit ihrem Katalog Schritt halten zu können. Anstatt Geld in die teure Weiterentwicklung zu stecken, vereinbarte Yahoo eine Zusammenarbeit mit Altavista: Auf den Yahoo-Seiten wurde erst die Technik dieses Suchmaschinen-Pioniers integriert, später entschied man sich für Inktomi. Die eingesparten Mittel setzte Yahoo ein, um attraktive Inhalte und andere Dienste zu entwickeln und so immer mehr Internet-Nutzer auf die eigenen Seiten zu locken.
Als der Web-Index immer größer und komplizierter wurde, suchte Yahoo die Unterstützung eines jungen ambitionierten Startup-Unternehmens namens Google. Dessen Logo wurde im Jahr 2000 direkt neben das Eingabefeld für die Internet-Suche bei Yahoo platziert. Die prominente Platzierung an einem der meistbesuchten Orte im Internet trug maßgeblich dazu bei, dass Google in wenigen Jahren zur Nummer eins der Internet-Suche aufstieg.
Wechselvolle Erfahrungen mit der Internet-Suche
Erst Vorstandschef Terry Semel, der vor zwei Jahren dem Druck der Aktionäre weichen musste, forcierte die Entwicklung einer eigenen Suchmaschine. Yahoo wollte damals auch ein größeres Stück vom Kuchen der Online-Werbung, beeindruckt von der Art und Weise, wie Google mit der Platzierung von Werbung auf den Trefferlisten immer profitabler wurde. Ab 2002 gab Yahoo mehr als 2 Mrd. Dollar aus, um die Reste von AltaVista und Inktomi sowie weitere Anbieter zu übernehmen. Danach investierte Yahoo massiv in Verbesserungen der Technik, darunter auch ein lange verzögertes Werbesystem namens Panama.
Die neue Strategie brachte Yahoo mehr Gewinne als zuvor, erreichte aber nie die von Semel erträumten Ziele. 2004 hatte Yahoo in den USA einen Marktanteil von etwa einem Drittel; heute ist es noch ein Fünftel. Erschwerend hinzu kam die Tatsache, dass Yahoo eine Rolle als eines der meistbesuchten Internet-Portale an soziale Netzwerke wie Facebook verlor.
Als dann Mitbegründer Yang die Nachfolge von Semel antrat, bemühte er sich, die Ausgaben für die Suchmaschine wieder zurückzufahren. Er vereinbarte eine Partnerschaft mit Google zur gemeinsamen Vermarktung der Suchmaschinen-Werbung, die dann aber von den amerikanischen Kartellhütern gekippt wurde. Microsoft hingegen war für Yang ein rotes Tuch. 2008 lehnte er erst ein Übernahmeangebot von Microsoft ab, dann auch ein Abkommen für eine begrenzte Zusammenarbeit bei der Internet-Suche, das Yahoo 1 Mrd. Dollar in bar und 8 Mrd. Dollar im Wege des Aktienkaufs eingebracht hätte.
Jetzt bekommt Yahoo kein Geld, stattdessen aber einen großen Teil der Werbeeinnahmen, die lukriert werden, wenn die Suchmaschine von Microsoft Anfragen auf den Yahoo-Seiten bearbeitet - vorausgesetzt das Abkommen wird von den Kartellbehörden gebilligt. Gleichzeitig bekommt Yahoo wieder mehr Spielraum, um sich dem Ausbau seiner Inhalte und Dienste zu widmen, damit möglichst viele Nutzer das eigene Portal als zentrale Anlaufstelle im Internet schätzen.
Die Internet-Suche wird künftig von Bing erledigt, der neuen Suchmaschine von Microsoft. Diesmal aber soll das Logo des Partners nicht so prominent neben dem Sucheingabefeld platziert werden. Stattdessen wird der Markenname von Microsoft nur am Ende der Trefferseiten angezeigt.