Am 1. September tritt die erste Stufe des EU-Glühbirnenverbots in Kraft. Traditionelle Glühbirnen mit einer Leistungsstärke von 100 Watt und mehr dürfen in der EU ab diesem Zeitpunkt nicht mehr vertrieben oder importiert werden. Zudem sollen alle matten Glühbirnen vom Markt verschwinden. Im Einzelhandel noch vorhandene Vorräte dürfen aber verkauft werden, bis sie erschöpft sind. Die neue Regelung ist jedoch bei weitem nicht unumstritten. Fast zwei von drei Österreichern sprechen sich dagegen aus.
Am 1. September 2010 werden dann auch Glühbirnen zwischen 75 und 100 Watt vom Markt genommen. Ein Jahr danach folgen 60-Watt-Birnen, im September 2012 schließlich werden auch die letzten Glühlampen aus dem Handel verschwinden. Die Verbraucher müssen dann endgültig auf Energiespar- oder Halogenlampen zurückgreifen.
Klima schützen
Die Abschaffung traditioneller Glühlampen dient laut EU-Kommission dem Klimaschutz, denn die Birnen sind angeblich Stromfresser. Nach Einschätzung der EU-Kommission entspricht das Einsparpotenzial dem Stromverbrauch Rumäniens oder von 11 Mio. Haushalten. Der Ersatz traditioneller Glühbirnen durch Energiesparlampen werde den Treibhausgas-Ausstoß der EU pro Jahr um 15 Mio. t Kohlenstoffdioxid (CO2) vermindern.
Der Energieverbrauch pro Haushalt sinkt nach Angaben der Kommission bei Ersatz aller Glühbirnen durch Energiesparlampen um 10 bis 15 Prozent. Trotz des höheren Anschaffungspreises für Energiesparlampen ließen sich auf diese Weise rund 50 Euro jährlich einsparen.
Kritik an der Verordnung
Die Energiesparlampe hat zu ihrem Start aber einen denkbar ungünstigen Ruf. Sie gilt wegen ihres Quscksilbergehaltes als giftig, die Lichtqualität entspreche nicht der von Glühlampen und könnte zu mentalen Verstimmungen führen. Zudem hätten Tests ergeben, dass die Haltbarkeit weit kürzer ist, als von der EU und Erzeugern angegeben. Daher würden auch die Energie- und CO2-Einsparungen nicht so hoch ausfallen wie allgemein angepriesen, meinen Kritiker.
Weiters hätte sich die Kommission von Lobbyisten über den Tisch ziehen lassen. Letztlich werde der europäische Markt von lediglich zwei Unternehmen beherrscht, von Philips und der Siemenstochter Osram. Diese würden bereits seit Jahren auf dem "Ladenhüter" Energiesparlampe sitzen und hätten somit großes Interesse, ihre "übervollen Lager zu guten Preisen anzubringen". Die Politik sei willfährig und kritiklos der Argumentation der Lobbyisten gefolgt, meinen Gegner der Verordnung.
Besser als ihr Ruf
Bernd Schäppi, Experte für Energietechnologien in der Österreichischen Energieagentur, nimmt die Energiesparlampe jedoch in Schutz: "Sie ist wesentlich besser als ihr Ruf. Bei normaler und üblicher Nutzung und ordnungsgemäßer Entsorgung als Elektromüll ist dem Einsatz von Energiesparlampen laut internationalen Studien nichts entgegenzuhalten."
Entsprechend der EU-Richtlinie zur Elektro- und Elektronikaltgeräteentsorgung sei der Handel zur Rücknahme der Energiesparlampen verpflichtet. Ebenso müssen eigene Sammelstellen eingerichtet werden. Die Energieagentur weist aber auch darauf hin, dass es bei den diversen Produkten durchaus große Qualitätsunterschiede gibt. Es lohne sich zu testen, warnt sie vor Billigprodukten.
In Zukunft wird neben Halogen- und Energiesparlampen auch die LED-Technologie eine zentrale Rolle spielen. Die LED kann laut der Energieagentur insbesondere dort, wo heute die Halogentechnologie aufgrund der spezifischen Lichtqualität dominiert, noch beträchtliche Effizienzgewinne ermöglichen. Im Bereich der Schreibtischlampen und Spotbeleuchtung sind bereits gute Produkte am Markt. Der Preis liegt derzeit aber immer noch bei 40 bis 50 Euro.
Österreicher lehnen Energiesparlampe ab
Die Forcierung der Energiesparlampen seitens der EU findet in Österreich wie gesagt noch wenig Freunde. Mehr als 60 Prozent (63,8 Prozent) der Österreicher halten die EU-Verordnung für "eher weniger" oder "überhaupt nicht" sinnvoll. Dies ist eines der Ergebnisse einer Meinungsumfrage, die Helmut Kolba, Geschäftsführer der UFH Altlampen Systembetreiber GmbH, Anbieter von Sammel- und Verwertungssystemen für Altlampen, vorstellte.
60,4 Prozent der Befragten fühlen sich zudem schlecht bis gar nicht über die Thematik informiert. Kolba will daher auf mehr Dialog mit den Energiesparlampen-Gegnern setzen. Er spricht dabei von Mythen, die ihre Kreise ziehen. "Mehr als die Hälfte der Befragten (53,6 Prozent) glaubt, dass Energiesparlampen aufgrund ihres Quecksilbergehalts ein gesundheitliches Risiko darstellen, sobald sie zerbrechen. Diese Angst ist jedoch nachweislich unbegründet. Die in modernen Beleuchtungsmitteln enthaltene Menge Quecksilber von bis zu 2 mg ist dafür einfach zu gering. Zum Vergleich: Ein Quecksilber-Fieberthermometer enthält rund 150 bis 500 mg des Metalls", stellte Kolba klar.
Mythen über Mythen
Selbst eine unsachgemäße Handhabung der Lampen durch eine Entsorgung im Hausmüll, statt wie vorgeschrieben bei Recyclingstellen im Fachhandel, würde keine Gefahr darstellen, betonte er weiter. Auch wenn alle heimischen Haushalte Energiesparleuchten verwenden und diese wegwerfen würden, nehme der Quecksilbergehalt im Mist laut Berechnungen lediglich um ein Prozent zu, so Kolba. Unsinn ist für ihn auch, dass 19,2 bzw. 18,2 Prozent der Österreicher denken, dass die Lampen Störfrequenzen aussenden oder gefährliches Licht abgeben.
Weiters meinen viele laut Kolba irrtümlich, dass es keine Auswahl bei Größen und Designs (43,5 Prozent) sowie Lichttönen (45,1 Prozent) gebe. 4,8 Prozent der Österreicher nutzen Energiesparlampen bereits fast ausschließlich, 24 Prozent verweigern diese vollständig. 38,4 Prozent verwenden die umweltfreundlichen Leuchten in 25 Prozent ihrer Beleuchtungskörper, 18,1 Prozent bei der Hälfte.
Dürftig sei auch das Wissen der Konsumenten über die Produktvielfalt von Energiesparlampen. 43,5 Prozent sind demnach der Ansicht, dass es "eher weniger" oder "überhaupt nicht" zutrifft, dass Energiesparlampen im Handel in vielen Designs und Größen erhältlich sind. Ein weiterer Mythos sei, dass nicht alle Lampen in jede Fassung passen.
"Fakt ist jedoch, dass Energiesparlampen heute in einer Vielzahl an Größen und Formen zu haben sind. Mit den beiden Standardgewindegrößen E14 und E27 passen die modernen Beleuchtungskörper in jede Fassung, in der vorher eine Glühbirne eingeschraubt war", erklärte dazu Roman Adametz, Gremialobmann des Wiener Elektro- und Elektronikgroßhandels.
Marktanteil von Energiesparlampen gewachsen
Trotz der Kontroversen über Energiesparlampen haben sich die Absatzzahlen in Österreich in den vergangenen Jahren nach oben entwickelt. Während 2005 laut FEEI lediglich 0,8 Mio. der "Energiesparer" abgesetzt wurden, lag diese Zahl 2008 bei 3 Mio. Für 2009 wird mit weiterem Wachstum gerechnet.
Der Glühbirnen-Verkauf habe hingegen abgenommen. 2005 wanderten laut Statistik 25,5 Mio. Exemplare über die Ladentische, 2008 nur 24,4 Mio. Stück. "Für 2009 sind allerdings aufgrund der Vorziehkäufe Steigerungen bis zu 100 Prozent gegenüber 2008 zu erwarten", erläuterte Adametz.