Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hat den heimischen Treibstoffmarkt untersucht. Ergebnis: Die Entwicklung der Rohölpreise alleine kann den Preisanstieg bei Diesel und Benzin nicht erklären.
Dass Tanken in Österreich so viel teurer geworden ist, wird gemeinhin mit den stark gestiegenen Ölpreisen seit Beginn des Ukraine-Kriegs erklärt. Das stimmt aber nur teilweise, erklärt die BWB im jetzt fertiggestellten Abschlussbericht zur Branchenuntersuchung Kraftstoffe.
Internationale Preisnotierungen
Der überwiegende Teil des Preisanstieges an den Tankstellen sei aber auf internationale Preisnotierungen zurückzuführen, so die BWB. Schließlich dienen diese als Referenzpreise für Großhandels- und Raffinerieabgabepreise.
Gleichzeitig finden sich allerdings seit Beginn des Krieges in der Ukraine dennoch auch deutlich höhere Gewinnmargen bei den Raffinerien der Mineralölkonzerne sowie im März höhere Bruttomargen bei Tankstelle.
Spritpreise von Rohölpreisen entkoppelt
Die BWB hat analysiert, ob die Preisanstiege an den Tankstellen aus der Entwicklung der Rohölpreise allein heraus erklärbar sind. Die Berechnungen haben ergeben, dass in der ersten Junihälfte - gegenüber der Zeit vor dem Beginn des Krieges in der Ukraine - die um rund 36 Cent pro Liter Diesel und 41 Cent pro Benzin gestiegenen internationalen Preisnotierungen sich von den Rohölpreisen entkoppelt haben. Die Rohölpreise sind im selben Zeitraum nur um rund 22 Cent pro Liter gestiegen.
Raffinerie-Bruttomargen verdreifacht
Der aus dem Anstieg der Rohölpreise nicht erklärbare stärkere Anstieg der Preise von Diesel und Benzin an den Tankstellen führte über diesen Zeitraum zu einer Verdreifachung der Bruttomargen. Während bei Diesel der Beitrag an den Bruttomargen um rund 14 Cent pro Liter stieg, waren es bei Benzin rund 20 Cent pro Liter.
Die britische Wettbewerbsbehörde CMA ist in ihrer Untersuchung zu ähnlichen Ergebnissen gekommen. Da die internationalen Preisnotierungen über die nationale Ebene hinausgeht, wird die BWB mit der Europäischen Kommission zusammenarbeiten um das Problem der internationalen Preisnotierungen in den Griff zu bekommen.
Auswirkungen auf die Konsumenten
Umgerechnet auf eine 50 Liter Tankfüllung zahlten die Konsumenten durchschnittlich in der ersten Juni Hälfte, gegenüber der Zeit vor Beginn des Krieges, alleine aufgrund des Anstiegs der Rohölpreise um 13,20 Euro mehr, sowohl bei Diesel als auch bei Benzin. Zusätzlich zahlen die Konsumenten aufgrund der Steigerung der Bruttomargen um 11,40 Euro (inkl. MWSt-Effekt) bei einer Tankfüllung Diesel und um 12,60 Euro (inkl. MWSt-Effekt) bei einer Tankfüllung Benzin mehr.