Das erneute Beben in Japan belastete das europäische Parkett.
Ein erneutes, schweres Erdbeben in Japan hat die europäischen Aktienmärkte am Montag kurzfristig zwar etwas belastet, sorgte aber nicht für nachhaltigen Abwärtsdruck. Der DAX in Frankfurt notierte um 12.55 Uhr mit 7.219,50 Punkten und einem kleinen Plus von 2,48 Einheiten oder 0,03 Prozent. Der FT-SE-100 der Börse London stieg um 8,6 Zähler oder 0,14 Prozent auf 6.064,34 Stellen. Der Euro-Stoxx-50 sank hingegen um 6,25 Einheiten oder 0,21 Prozent auf 2.978,41 Punkte.
Genau einen Monat nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami ist der Nordosten Japans am Montag erneut von einem schweren Beben der Stärke 7,1 erschüttert worden. Wie der Betreiber des havarierten Atomkraftwerks, Tepco, mitteilte, fiel der Strom für die Pumpen zum Kühlen der Reaktoren 1, 2 und 3 vorübergehend aus. Das erneute Beben hätte die Nervosität an den Märkten etwas gesteigert, berichteten Börsianer. Allerdings legten die Indizes wieder zu, nachdem die Kühlung im AKW wieder in Gang gesetzt wurde.
Europaweit unter Verkaufsdruck standen die Autowerte. Der entsprechende Branchenindex im Stoxx-Europe-600 ließ um 1,67 Prozent nach. Chinesische Absatzzahlen sorgten Marktteilnehmern zufolge für eine eingetrübte Stimmung. Im März war der Autoabsatz zwar deutlich gestiegen, hatte aber klar an Dynamik verloren. Die Analysten der Credit Suisse hat die europäischen Autoaktien zudem von "outperform" auf "benchmark" abgestuft. Vor diesem Hintergrund rutschten Daimler als Schlusslicht im Euro-Stoxx-50 um 2,29 Prozent auf 50,85 Euro ab.
Der Übernahmekampf um die New York Stock Exchange (NYSE) geht in eine neue Runde. Die Technologiebörse Nasdaq OMX und ihr Partner ICE prallten mit ihrem Gegenangebot zur Deutschen Börse ab. Das Angebot sei "strategisch unpassend" und schwer realisierbar, so die Antwort der NYSE. Damit bleibt die Deutsche Börse Favorit beim Zusammenschluss mit der NYSE. "Der NYSE-Verwaltungsrat beraubt seine Aktionäre der Vorteile eines überragenden Angebots", hieß es von der Nasdaq. Deutsche Börse konnten um 1,19 Prozent auf 55,10 Euro steigen.
Gut gesucht waren die Aktien des britischen Bankensektors. Eine unabhängige von der Regierung eingesetzte Expertenkommission hat für große Banken eine Kernkapitalquote von zehn Prozent empfohlen, allerdings wurde auf eine vollständige Trennung von Geschäftsbanken und Investmenbanking verzichtet. Die Konsequenzen aus dem Bericht, der in der endgültigen Fassung im September vorliegen soll, sind allerdings Sache der Regierung. Barclays kletterten an der Spitze des Leitindex "Footsie" um 3,21 Prozent auf 306,7 Pence und Royal Bank of Scotland stiegen um 2,05 Prozent auf 44,32 Pence.
An der Zürcher Börse schossen Schulthess um 10,79 Prozent auf 58,55 Franken nach oben. Der schwedische Konzern Nibe hat ein Kaufangebot für Schulthess von 638 Mio. Franken gelegt. Givaudan verteuerten sich indessen um 1,18 Prozent auf 943,5 Franken. Die Wertpapierexperten von Nomura Holdings hatten die Papiere von "reduce" auf "neutral" hochgestuft.
An der Spitze des Pariser CAC-40 stiegen Electricite de France (EDF) um 2,26 Prozent auf 28,00 Euro. Die Aktie war am Freitag laut dem Finanzdatendienstleister Bloomberg vorübergehend vom Handel ausgesetzt worden. Der Atomkraftriese will die an seiner Wind- und Solarstromsparte beteiligten Aktionäre loswerden und möchte ihre Anteile an EDF Energies Nouvelles (EEN) für rund 1,5 Mrd. Euro zu kaufen. Damit will die EDF unter dem Eindruck der Atom-Katastrophe in Japan vermehrt auf Ökostrom setzen.