Kaum Impulse von Konjunkturdaten - Autowerte im Fokus.
Die europäischen Leitbörsen sind am Freitag mehrheitlich mit Verlusten aus dem Handel gegangen. Der Euro-Stoxx-50 verbilligte sich um 10,57 Einheiten oder 0,34 Prozent auf 3.141,12 Zähler.
Uneinheitliche Vorgaben von den Übersee-Märkten sowie Gewinnmitnahmen nach einer freundlichen Handelswoche drückten die meisten europäischen Indizes zum Wochenschluss ins Minus. Vor allem belasteten aber die zum Teil deutlichen Kursverluste bei den zuletzt gut gelaufenen Autowerten.
Kaum Impulse lieferten hingegen die veröffentlichten Konjunkturdaten. Die Unternehmensstimmung im Euroraum hat sich im April leicht eingetrübt. Der Einkaufsmanagerindex fiel um 0,1 Punkte auf 53,0 Zähler. Bankvolkswirte hatten hingegen mit einem leichten Anstieg gerechnet.
Autowerte standen zum Wochenausklang europaweit im Fokus und stellten den größten Belastungsfaktor dar. Daimler geriet wegen Abgaswerten ins Visier des US-Justizministeriums, das eine Überprüfung der Messungen anordnete. Die von Börsianern als eher "durchwachsen" bezeichneten Geschäftszahlen für das erste Quartal rückten dabei in den Hintergrund. Die Aktien von Daimler rutschten deutlich um 5,12 Prozent ins Minus.
In deren Sog büßten auch andere Aktien aus dem Automobil-Sektor an Terrain ein. So mussten BMW einen Abschlag in Höhe von 1,63 Prozent verbuchen. Die Vorzugsaktien von VW schlossen nach volatilem Verlauf 1,26 Prozent tiefer. Auslöser für den zwischenzeitlichen Kursverfall um rund 6 Prozent waren die vom Autokonzern vorgelegten vorläufigen Geschäftszahlen für 2015 und der eingetrübte Geschäftsausblick für 2016. Angesichts der Kosten für den Abgas-Skandal muss der Autobauer den größten Verlust seiner Konzerngeschichte verkraften.
Ein Händler begründete die spätere Verlusteingrenzung unter anderem damit, dass sich unter den Anlegern einige positive Aspekte der VW-Verlautbarung erst verzögert durchgesetzt hätten. Demnach überwiege am Markt nun die Einschätzung, dass die wirtschaftlichen Risiken der Wolfsburger mit der jüngsten Einigung in der Abgas-Affäre zum Großteil abgedeckt seien.
In Paris rutschten die Papiere von PSA Peugeot Citroën 1,7 Prozent ins Minus. Im Abgas-Skandal hat die französische Wettbewerbsbehörde Unterlagen bei dem Automobilhersteller beschlagnahmt. Die Anteilsscheine von Renault schwächten sich leicht um 0,42 Prozent ab. Händler und Analysten reagierten positiv auf die Bilanzvorlage.
Gegen den Trend zogen auch Volvo um knapp fünf Prozent nach oben. Der schwedische Lkw-Hersteller hat im ersten Quartal einen Gewinnrückgang erlitten. Das bereinigte Betriebsergebnis fiel um drei Prozent, war aber dennoch besser als von Experten erwartet. Seine Prognose für den Lkw-Markt in Europa hob der Konzern an. In Nordamerika und Brasilien rechnet er dagegen mit einem stärkeren Abschwung.
Die französische Puma-Mutter Kering bleibt von der Abkühlung des Marktes für Luxusgüter nicht verschont. Die Topmarke Gucci wuchs im vergangenen Quartal langsamer als erwartet. Kering-Aktien hatten ein Minus von 5,37 Prozent zu verdauen.
Die Rohölnotierungen zeigten sich vor dem Wochenende mit festerer Tendenz. Einige Aktien aus dem Sektor fanden sich dementsprechend auf den Einkauflisten der Anleger. So notierten Total um 0,40 Prozent höher und Eni stiegen 0,57.