Die AK fordert daher bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Frauen mit kleinen Kindern leiden am meisten unter der Gehaltsschere, darauf hat die Arbeiterkammer am Freitag zum Equal Pay Day hingewiesen. Die Einkommensnachteile stehen in engem Zusammenhang damit, dass die Kinderbetreuung überwiegend auf Mütter abgewälzt werde, erklärte AK-Vizedirektorin Alice Kundtner. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (S) kündigte an, sich weiter für Einkommensgerechtigkeit einzusetzen.
Ungerechtigkeiten
Schon zum Berufseinstieg müssten Frauen sich mit zwei Drittel der Männereinkommen begnügen, so Kundtner: "Einen regelrechten Einkommenseinbruch erleben aber Frauen in dem Alter, in dem sie zumeist Kinder zur Welt bringen und die Betreuung am intensivsten ist." Bei den 35- bis 39-Jährigen erreichen Frauen nur mehr die Hälfte der Männereinkommen: "Die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie muss daher bei den Verhandlungen über eine neue Familienförderung berücksichtigt werden."
Laut AK gibt es bei der Lohnschere in der Altersgruppe der 35-bis 39-Jährigen große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Besonders schlecht sei die Situation für Frauen in Vorarlberg, die in dieser Altersgruppe weniger als 38 Prozent der Männereinkommen erreichen. Auch in Tirol und Oberösterreich kommen sie nur auf rund 45 Prozent des Gehalts ihrer männlichen Kollegen. In Wien erhalten Arbeitnehmerinnen dieser Altersgruppe immerhin 71 Prozent der Männerverdienste. Im Burgenland, in Kärnten und Niederösterreich liegen Frauen mit rund 53 Prozent knapp besser als der Bundesschnitt von 52,5 Prozent. Die AK pocht grundsätzlich auf den Ausbau der Kinderbetreuungsplätze und die partnerschaftliche Teilung der Betreuungspflichten.
Frauenministerin Heinisch-Hosek erklärte, sich weiter für Einkommensgerechtigkeit einzusetzen. Unter anderem werde sie die Sozialpartner und den Koalitionspartner im Frühsommer zum Gespräch laden und sich Best-Practice-Beispiele in Unternehmen ansehen. Reden möchte sie etwa auch über eine Ausdehnung der Einkommensberichtspflicht auf kleinere Firmen.
Wirtschaftskammer lehnt Einkommensvergleiche ab
Die Wirtschaftskammer Österreich lehnte Einkommensvergleiche ab, welche "die Realität unvollständig abbilden und so ein falsches Bild vermitteln". Viel eher sollte man die Ursachen für die Differenz beleuchten, so fehle es etwa an Kinderbetreuungseinrichtungen, die der Arbeitswelt angepasst sind.
Das BZÖ ortet die Ursache des Einkommensunterschieds bereits in der Berufswahl, da Frauen oft in weniger gut bezahlten Jobs wie in der Pflege, im pädagogischen Bereich oder im Handel arbeiten. Das Bündnis fordert daher bessere Kollektivverträge in diesen Branchen.
Auch die Grünen kritisierten den "absoluten Stillstand" bei der Einkommensgleichheit. Sie forderten einen gesetzlichen Mindestlohn und verpflichtende Frauenförderpläne. Die Einkommensberichte sollten von unabhängiger Stelle geprüft werden, hieß es weiters.