In der Causa um die angeschlagene Kärntner Beteiligungsgesellschaft AvW hat die Finanzmarktaufsicht (FMA) nun auch eine Sachverhaltsdarstellung gegen den Wirtschaftsprüfer der AvW Invest AG, Josef Ehrenböck, eingebracht, berichtet "Der Standard".
Gegen AvW-Chef Wolfgang Auer-Welsbach ermittelt die Klagenfurter Staatsanwaltschaft bereits seit Mai. Für beide Angezeigten gilt die Unschuldsvermutung. Ehrenböck hat laut Anzeige ab 2000 die Aufsichts- bzw. Prüfungsberichte sowie die Jahresabschlüsse erstellt bzw. testiert und "stets mit uneingeschränktem Bestätigungsvermerk versehen" - obwohl die FMA 2008 bei ihrer Vor-Ort-Prüfung "zumindest den Prüfungsberichten zuwiderlaufende Ergebnisse zu Tage gebracht" habe, heißt es im Bericht.
"Die AvW-Prüfberichte seit 2000 weisen nicht nur ein äußerlich gleich gelagertes Erscheinungsbild, sondern auch inhaltlich Jahr für Jahr eine gewisse Konsistenz und Deckungsgleichheit auf", heißt es weiter. Das nährt nun bei der FMA den Verdacht, dass die Prüfungsberichte und Jahresabschlüsse "mit der Geschäftsleitung der Gesellschaft derart abgestimmt bzw. geschönt wurden, dass dem Unternehmen durch den Wirtschaftsprüfer Umstände bescheinigt wurden, die der tatsächlichen Faktenlage widersprechen". Träfe das zu, wäre das Bilanzfälschung. "Ich weiß, dass es Vorwürfe gegen mich gibt, kann aber nichts dazu sagen", so Ehrenböck zur Zeitung.
Nicht erfolgte Einschaltung der Justiz
Angezeigt hat die FMA auch die nicht erfolgte Einschaltung der Justiz 2001 durch ihre Vorgängerin, die Bundeswertpapieraufsicht (BWA). Wie die Zeitung berichtet, hat der Leiter der BWA-Rechtsabteilung, Rainer Wolfbauer, den BWA-Chefs, Thomas Goldmann und Michael Hysek, von der Anzeige abgeraten - obwohl die BWA auch Zweifel an der Werthaltigkeit der von Auer-Welsbach ermittelten Genussschein-Kurse hegte.
"Wir hatten gute Gründe für die Entscheidung. Ich höre zum ersten Mal von der Sachverhaltsdarstellung, weiß nicht, was da strafrechtlich relevant sein soll", so Wolfbauer zum "Standard". Dass Auer-Welsbach seine pflegliche Behandlung politischer Intervention verdanke, wie manche vermuten, schließt Wolfbauer "hundertprozentig aus".
Laut Bericht wollten die AvW-Manager im vorigen Herbst auch das staatliche Bankenpaket in Anspruch nehmen. Dazu sei es aber nicht gekommen, dafür habe man sich am 10.10. mit dem damaligen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider getroffen, um ihn um eine kurzfristige Überbrückungshilfe hinsichtlich des Betrags von 30 Mio. Euro zu fragen. "Haider gab uns eine Bemühungszusage", so AvW-Vorstandsmitglied Arnulf Komposch bei seiner Einvernahme. In der folgenden Nacht kam Haider ums Leben.