Bund setzt die letzten HRE-Aktionäre vor die Tür

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Der Alptraum der neuen deutschen Bundesregierung hat drei Buchstaben und sitzt in München: HRE. Eine Analyse.

Nach der vollständigen Verstaatlichung wird der Bund noch jahrelang die Kontrolle über die Hypo Real Estate behalten müssen, um die Kapitalhilfen und Staatsgarantien für die marode Bank von mehr als 100 Mrd. Euro abzusichern. Von der Börse und damit der öffentlichen Bildfläche wird der Finanzkonzern aber schon bald verschwinden. Am nächsten Montag (5.10.) will der Bund auf einer ao. HV der HRE den Rauswurf der letzten Aktionäre beschließen, um danach in Alleinregie zu retten, was noch zu retten ist.

Restaktionäre empfinden Zwangsverstaatlichung als Skandal

Für die verbliebenen Aktionäre ist die Zwangsverstaatlichung ein Skandal. Seit Monaten stemmen sie sich gegen das geplante Squeeze Out, das sie lieber auf Deutsch "Herausquetschen" nennen. "Die Aktionäre wollen nicht über Bord geworfen werden", kritisiert ein Aktionär in einem Gegenantrag zu der Hauptversammlung.

Er spricht wie so viele von einer Enteignung, die gegen die Verfassung verstoße. Verhindern können die Anleger die vollständige Verstaatlichung zwar nicht, denn mit seiner Stimmenmehrheit bringt der Bund sie ohne Probleme durch. Trotzdem werden die Anleger die letzte Hauptversammlung zum Showdown nutzen und ihrer Wut freien Lauf lassen.

Bis jetzt hält der Bund rund 90 % der Aktien an der HRE und will den Anlegern für die restlichen Anteile eine Abfindung von 1,30 je Aktie zahlen. Für die Aktionäre, die zum Teil 30 Euro oder mehr für die früheren DAX-Aktien zahlten, ist das ein Tropfen auf dem heißen Stein. Sie würden die Aktien lieber behalten, um eines Tages von der Sanierung der HRE zu profitieren.

"Sie verstehen einfach nicht, warum der Bund bei der Commerzbank eingestiegen ist und die anderen Aktionäre bleiben dürfen und bei der HRE nicht", sagt Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Sie fordert zumindest ein Rückkaufsrecht für die Aktionäre, damit sie ihre Anteile zum Vorzugspreis wieder erhalten, falls die HRE nach der Sanierung wieder an die Börse geht.

Weitere Kapitalspritzen nötig

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Noch in diesem Jahr braucht die HRE vom Bund eine weitere Kapitalspritze in Höhe von 7 Mrd. Euro, um weitermachen zu können. Und auch in den nächsten Jahren ist nicht viel Besserung in Sicht. Vorstandschef Axel Wieandt rechnet trotz Fortschritten bei der Sanierung mindestens bis einschließlich 2011 mit Verlusten.

Diese Rechnung wird er in den kommenden Wochen auch dem künftigen Finanzminister aufmachen müssen, der zahlen muss. Schon in den vergangenen Monaten reiste Wieandt regelmäßig nach Berlin und Frankfurt, um sich mit den Experten im Bund und beim Bankenrettungsfonds SoFFin zu beraten.

Mit den Aktionären wird Wieandt wohl am Montag zum letzten Mal zusammentreffen. Der 43-jährige HRE-Chef mit den jugendlichen Gesichtszügen wird stundenlang ihre Fragen beantworten müssen - wie bereits bei zwei vorangegangenen HRE-Hauptversammlungen in diesem Jahr.

Er kam zwar erst nach dem Ausbruch der Krise im Herbst 2008 zur HRE und ist nicht für das Drama verantwortlich - trotzdem ist er der Blitzableiter für die Aktionäre. Sicherheitspersonal wird dafür sorgen, dass ihm im Eifer des Gefechts niemand zu nahe kommt.

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