Trotz Staatsschuldenkrise

Deutscher Aufschwung wird zum Selbstläufer

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Die Feierlaune im Einzelhandel treibt Ifo-Geschäftsklimaindex noch höher.

Das Weihnachtsgeschäft verleiht der deutschen Wirtschaft noch mehr Schwung. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Dezember weiter auf den Rekordwert von 109,9 Punkten. Die Verbesserung werde jetzt ganz "vom Einzelhandel und vom Großhandel getragen", erklärte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Freitag in München.

"Stabiler Aufschwung"
Ifo-Konjunkturexperte Klaus Abberger sagte: "Deutschland ist in einem stabilen Aufschwung, der breit aufgestellt ist und sich selbst trägt. Übermütig sollte man aber nicht werden." Die Wirtschaft werde 2011 nicht mehr so schnell weiter wachsen, und die Euro-Schuldenkrise sei weiterhin nicht gelöst.

Handel in Sektlaune
Während die Industrie ihre Erwartungen für das nächste halbe Jahr zurückschraubt, zeigt sich der Handel plötzlich in Sektlaune. "Das Weihnachtsgeschäft ist gut angelaufen, und die Grundtendenzen sind sehr gut: Die Arbeitslosigkeit sinkt, und die Hoffnung wächst, dass bald wieder mehr in der Lohntüte ist", erklärte Abberger. Auch langlebige Gebrauchsgüter wie Möbel seien wieder gefragt, und "die Autohersteller klagen, dass sie zu wenig Vorrat auf dem Hof haben".

Geschäftsklimaindex im Aufwind
Der Ifo-Geschäftsklimaindex war von seinem Tief bei 82,3 Punkten im März 2009 fast ständig gestiegen und erreichte im November mit 109,3 Punkten den bisher höchsten Wert im vereinigten Deutschland. Jetzt ließ der Handel ihn nochmals um 0,6 Punkte steigen. Die Investitionen im Inland hätten den Export als Motor des Aufschwungs bereits überflügelt, "perspektivisch zeichnet sich nun auch eine Verbesserung beim Konsum ab", sagte Sinn.

"Die Einzelhändler schätzen ihre aktuelle Geschäftslage als sehr gut ein. Darüber hinaus bewerten sie ihre Perspektiven für die nächsten sechs Monate nochmals optimistischer als im November", erklärte der Ifo-Chef. Auch der Großhandel stufe seine Geschäftslage sehr positiv ein und rechne mit noch besseren Geschäften in nächster Zukunft.

Neue Arbeitsplätze
Die Industriebetriebe planten, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Unternehmen bewerteten ihre jetzige Geschäftslage als unverändert gut, schraubten aber ihre sehr hohen Erwartungen deutlich zurück. "Die Industrie hat dieses Jahr schon einen enormen Aufstieg hingelegt. Dass das nicht immer in dieser Geschwindigkeit weitergehen kann, ist klar", sagte Abberger. Aber die Aussichten seien immer noch sehr gut.

Staatsschuldenkrise bislang ohne Folgen für Wirtschaft

Die Staatsschuldenkrise habe noch nicht auf die Wirtschaft durchgeschlagen. Die bisherigen EU-Krisenländer seien keine großen Exportkunden der deutschen Wirtschaft, der Wechselkurs sei stabil, der Zins niedrig, erklärte Abberger. China wachse weiter, wichtige EU-Länder wie Großbritannien hätten sich wieder erholt. Wie es mit dem Euro und den Schuldenstaaten weitergehe, sei aber auch nach dem Brüsseler Gipfeltreffen offen. Der Teufel stecke im Detail.

Zuversicht bei Baubetrieben

Die Baubetriebe bewerteten ihre Lage im Dezember als weniger günstig, seien aber für das nächste halbe Jahr wieder zuversichtlicher. Wenn der öffentliche Bau mit den Konjunkturprogrammen auslaufe, sollte der Wohnungs- und Wirtschaftsbau anziehen. "Es gibt Anzeichen, dass der Stabwechsel gelingt", sagte Abberger.

Das Ifo-Institut hatte 7.000 Industrie-, Handels- und Bauunternehmen befragt. Für 2011 erwarten die führenden Institute ein Wirtschaftswachstum von 2,3 bis 2,5 Prozent, einen weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit und keine Inflationsgefahr.
 

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