Einkommensstarke Häuslbauer verschulden sich mehr

Teilen

22 % der heimischen Haushalte sind aufgrund der Wohnraumbeschaffung verschuldet, besonders Junge und Einkommensstarke.

Schlechterverdiener geben hierzulande einen viel höheren Anteil ihres Einkommens für die Rückzahlung der Eigenheim-Kreditraten aus als Einkommensschwache in anderen Euro-Ländern oder reiche Österreicher, zeigt eine OenB-Studie. Fremdwährungskredite sind nach wie vor beliebt. Erbschaften spielen beim Häuslbauen eine beachtliche Rolle.

Einkommensschwache Haushalte verzichten beim Eigenheim überdurchschnittlich oft ganz auf Bankkredite. Das deutet laut Notenbank darauf hin, dass sich sie nur in eingeschränktem Maße bereit sind, Schulden aufzunehmen bzw. oft gar nicht die Möglichkeit dazu haben. Haushalte mit niedrigem Einkommen und einem aushaftenden Wohnbaukredit scheinen besonders risikoanfällig. Sowohl ihre Loan-to-Value-Ratios als auch ihr Schuldendienst sind relativ zum Einkommen überdurchschnittlich hoch.

Jenes Viertel der österreichischen Haushalte, das am wenigsten verdient, gibt im Jahr die Hälfte seines verfügbaren Einkommens für die Rückzahlung der Haus- bzw. Wohnungs-Schulden aus, die "reichsten" 25 % nur rund 12 %. In den Euro-Ländern Deutschland, Griechenland Spanien, Italien, Niederlande und Portugal wendet das einkommensschwächste Viertel der Haushalte im Schnitt nur 35 % für Haus-Kreditraten auf. Gründe für den großen Unterschied werden nicht angegeben.

Weil in Österreich auf die einkommensschwachen Haushalte aber nur zehn Prozent der gesamten aushaftenden Wohnbaukredite entfallen, seien die Risiken für die Finanzmarktstabilität "eingeschränkt". Die 25 % der Haushalte mit dem höchsten Einkommen halten 39 % der Wohnbauverschuldung.

Fremdwährungskredite weiter populär

Fremdwährungskredite trotz ihrer Risiken populär. Laut OeNB haben 29 % aller verschuldeten Privathaushalte mindestens einen aushaftenden Wohnbaukredit in fremder Währung. Besserverdienende Haushalte setzen bedeutend öfter auf einen solchen bzw. einen variabel verzinsten Kredit.

Allerdings ist die Schuldenhöhe im Verhältnis zum Wert des Immobilienvermögens (Loan-to-Value-Ratio) bei Einkommensstarken niedriger. Bei Art und Höhe der Fremdfinanzierung ist weiters ein deutlichen West-Ost-Gefälle auszumachen. Die Westösterreicher, die endfällige Fremdwährungskredite stark nutzen, haben im Schnitt mehr Schulden. Auch die Loan-to-Value-Ratios sind in Tirol und Co. höher als im Osten.

Die Hälfte der Haushalte, die für ihre Hauptwohnsitz-Immobilie fremdes Geld brauchte, griff zumindest teilweise auf alternative Finanzierungsformen zurück. Durchschnittlich wurden 61 % kreditfinanziert. Bei Erben betrug der Anteil der Erbschaft am Kaufpreis 43 %. Geldspritzen von Familien oder Freunden machten hingegen nur 16 % aus. Ein Drittel der Eigenheimbesitzer benötigte für die vier Wände gar kein fremdes Geld - erwartungsgemäß sind haben diese Haushalte ihre Immobilie meist vererbt oder geschenkt bekommen.

Das gesamte Immobilienvermögen österreichischer Privathaushalte beträgt rund 690 Mrd. Euro, ergab sich aus den Daten der OeNB-Immobilienvermögenserhebung 2008. Der durchschnittliche Hauptwohnsitz ist nach OeNB-Schätzungen 130.000 Euro wert, das durchschnittliche Gesamtimmobilienvermögen eines österreichischen Haushaltes 250.000 Euro. Dank des geförderten Vermietungsmarkts ist die Eigentümerquote in Österreich eher gering. Die Hälfte der Privathaushalte mietet ihre Hauptwohnsitzimmobilie, die in 60 % der Fälle eine Gemeinde- oder Genossenschaftswohnung ist.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.