Die Finanzmarktaufsicht gibt keine Entwarnung für die Banken. Die Realwirtschaftskrise werde sich durch nicht bediente Kredite 2010 noch mit massiven Wertberichtigungen in den Bilanzen niederschlagen. Die FMA-Vorstände Kurt Pribil und Helmut Ettl raten den österreichischen Instituten, aus dem Gewinn jetzt besser Kapital aufzubauen statt üppige Dividendenzahlungen vorzunehmen.
Weitere Verstaatlichungen (nach der Hypo) sehen die FMA-Chefs im Moment nicht. Hundertprozentig ausschließen konnten sie dies aber auch nicht. Für Garantien und Eigenkapitalhilfen sei das Bankenpaket geöffnet geblieben. In den vergangenen sieben, acht Jahren sei das Banken-Kapital absolut deutlich abgesunken, sagten Ettl und Pribil im Klub der Wirtschaftspublizisten. Die Verdünnung lag primär an "Basel"-Berechnungsmethoden. "Im System gibt es zu wenig Kapital. Sonst hätten die Staaten nicht so viel zuschießen müssen."
Zwar würden die vorbereiteten schärferen Eigenkapitalregeln (Basel III) erst in ein paar Jahren wirksam. Vorher werden noch jede Menge impact studies erstellt. Dennoch würden Markt und Ratingagenturen dickere Kapitalpolster schon weit früher vorwegnehmen und voraussetzen. Demnach sollten auch die heimischen Banken laut FMA jetzt Gewinne thesaurieren und auf exzessive Ausschüttungen verzichten, bevor der ganz große Run aufs Kapital einsetzt oder der Zwang entsteht, Geschäfte zurückzufahren.
Wichtige Eigenkapitalausstattung
Jetzt sei nicht die Zeit große Expansion voranzutreiben, sondern Kapital aufzubringen, sagten Ettl und Pribil. Das müsse für die nächsten Jahre Priorität haben. Das Beispiel auch der Hypo Alpe Adria hätte gezeigt, wie wesentlich es sei, "auf Mutterebene zu intervenieren". Konzernmütter müssten ausreichend Eigenkapital haben.
Viele Banken argumentieren, dass sie nur mit attraktiven Dividenden frisches Kapital vom Markt beschaffen werden können. Auch gibt es Banken, deren Eigentümer vom Dividendenfluss abhängig sind. Sofern Bank und Haupteigentümer nicht über Kredite verschränkt sind (wie seinerzeit bei der BAWAG) sei das aber kein Problem der operativen Bank, argumentieren wiederum die Aufsichtsexperten.
Erste Studien haben für Österreich errechnet, dass Österreichs Banken ihr Kernkapital werden um ein Viertel anheben müssen, was nach aktuellen Kernkapitalsummen im Land einen frischen Bedarf von 12-13 Mrd. Euro ausmachen würde. Für österreichische Großinstitute wie Erste Group entstehen wie berichtet größere Herausforderungen, wenn Minderheitenanteile nicht mehr konsolidiert werden können,
Die FMA gibt keine eigenen Berechnungen bekannt, warnt vor dem Vergleich von "Äpfeln mit Birnen". Begrüßt wird die geplante Verbesserung der Kapitalqualität. Die Gewinne der Bankwirtschaft seien in den letzten Monaten durchs Handelsgeschäft bzw. Aufwertungen von Wertpapieren nach der Markterholung erreicht worden, beobachteten die FMA-Vorstände. Die Margen seien nur "ein bisschen" besser ausgefallen.