Krise relativiert weltweite Dominanz des Dollar

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Die USA haben nach Einschätzung des deutschen Finanzministers Peer Steinbrück durch die Finanzkrise an Einfluss auf die internationalen Kapitalmärkte verloren. Das habe Auswirkungen auf den Dollar als Leitwährung, sagte er dem "Manager Magazin" in einem Interview. "Seine herausgehobene Rolle wird der Dollar vermutlich behalten, wenn auch mit verringerter Bedeutung."

Steinbrück fügte hinzu: "Die dominante Rolle des angloamerikanischen Finanzmarktes, auch in seiner Definitionshoheit über Finanzprodukte oder Marktbedingungen, hat sich natürlich nicht verflüchtigt, aber relativiert." Auf die Frage, ob der Dollar nach der Krise noch die unbestrittene Leitwährung sein werde, antwortete der SPD-Politiker: "Das ist die 10.000-Dollar Frage. Ich sage: ja, aber bei einem relativen Bedeutungsgewinn des (chinesischen) Yuan und auch des Euro."

Sollten die USA wegen ihrer Schulden mehr Inflation zulassen, könne es sein, dass China seine Anlagestrategie diversifiziere: "Mit entsprechenden Folgen für den Kurs des Dollar." Der chinesische Notenbankgouverneur hatte wenige Tage vor dem G-20-Gipfel im Frühjahr die Leitwährungsfunktion des Dollar bereits infrage gestellt. Andererseits würden weltweit rund sechs Billionen an Währungsreserven in Dollar gehalten, davon rund ein Viertel durch China.

Steinbrück warnte, spätestens mit dem Anziehen der Konjunktur werde Deflation kein Thema mehr sein, sondern Inflation. Angesichts der hohen Schulden bestehe die Gefahr, ein bisschen mehr Inflation in Kauf zu nehmen. Mit Blick auf Europa sagte er: "Der hohe Grad an Unabhängigkeit der EZB bietet einigen Schutz vor solchen Ansinnen." Gelegentlich werde ihre Unabhängigkeit infrage gestellt: "Aber bisher nicht in einem solchen Ausmaß, dass man eine Änderung der EZB-Statuten befürchten müsste."

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