Die Zerschlagung der traditionsreichen Privatbank Sal. Oppenheim rückt näher. Mit der italienischen Mediobanca wagte sich am 13. August erstmal ein möglicher Käufer für das Investmentbanking der Luxemburger aus der Deckung. "Mediobanca hat Interesse bekundet", bestätigte ein Sal.-Oppenheim-Sprecher. Zum Stand der Gespräche wollte er sich aber nicht äußern.
Dem Vernehmen sondieren auch die britische Barclays und die französische BNP Paribas die Lage. Die Konkurrenten waren durch den geplanten Einstieg der Deutschen Bank bei Sal. Oppenheim, die auch in Österreich vertreten ist, hellhörig geworden. Die Frankfurter sind in erster Linie an der Vermögensverwaltung interessiert, weil das eigene Geschäft hier zuletzt schleppend lief. Sal. Oppenheim genießt unter vermögenden Privatkunden einen hervorragenden Ruf. Beim Investmentbanking ist dagegen die Deutsche Bank wesentlich stärker. Zuletzt sorgte die Sparte für Milliardengewinne.
"Strategische Partnerschaft" mit Deutscher Bank
Die Deutsche Bank und Sal. Oppenheim waren jüngst eine "strategische Partnerschaft" eingegangen. Derzeit prüft der heimische Branchenprimus die Oppenheim-Bücher. Der Dax-Konzern will zunächst weniger als 50 Prozent übernehmen, strebt auf Sicht aber die Mehrheit beim Traditionshaus an. Mit einem Kredit über 300 Mio. Euro hatte die Deutsche Bank der taumelnden Privatbank bereits ermöglicht, die dünne Kapitalbasis aufzupolstern.
Die Deutsche Bank, so heißt es in Finanzkreisen, habe nichts gegen die Annäherungsversuche bei der Investmentbanking-Sparte von Sal. Oppenheim. Zu einem Verkauf soll es demnach aber erst kommen, wenn die Frankfurter bei den Luxemburgern eingestiegen sind. Mit einer Beendigung der Buchprüfung wird noch im August gerechnet. Mediobanca will sich bis dahin gedulden. Zwischenzeitlich war auch über die Eigenständigkeit des Investmentbankings spekuliert worden. Branchenkenner halten ein solches Szenario aber für wenig wahrscheinlich.
Wert der Privatbank etwa bei 2,1 Mrd. Euro
Den Wert der gesamten Privatbank sehen Analysten auf Höhe des Eigenkapitals, das nach der Aufstockung bei 2,1 Mrd. Euro liegt. Die Geldspritze belegte nach Ansicht von Analysten die Not, in der Sal. Oppenheim steckt. Fehlspekulationen unter anderem beim Handels- und Touristikkonzern Arcandor gepaart mit Belastungen durch die Finanzkrise hatten im vergangenen Jahr zum ersten Verlust seit Kriegsende geführt - zum guten Teil dafür verantwortlich war das Investmentbanking. Die Gesellschafter mussten bereits im Dezember 200 Mio. Euro zuschießen.
Die 500 Investmentbanker von Sal. Oppenheim sind unter anderem bei Übernahmen und Fusionen aktiv. In der Wirtschaftskrise halten sich die Unternehmen damit aber zurück. Das Geschäft mit Börsengängen ist ganz zum Erliegen gekommen. Daneben agieren die Investmentbanker am Kapitalmarkt. Besonders bei Zertifikaten waren sie früher stark, dann aber kam die Finanzkrise und das Geschäft brach zusammen.