China beharrt auf seiner Zensur des Internets. Im Streit mit dem US-Internetkonzern Google um die Filterung politisch kritischer Inhalte deutete sich am Donnerstag keinerlei Einlenken an. Die Regierung bekräftigte vielmehr die Notwendigkeit seiner Kontrolle über das Internet.
Nach Medienberichten zielte ein massiver Hacker-Angriff aus China, der Google zur Überprüfung seines Engagements in der Volksrepublik veranlasst hatte, auch auf 33 weitere amerikanische Firmen. Nach vier Jahren der Selbstzensur hatte Google am Vortag überraschend angekündigt, sich der Einschränkung nicht mehr beugen zu wollen, selbst wenn es dafür sein China-Geschäft aufgeben muss. Nachdem viele chinesische Internetnutzer Googles Kampfansage an die Zensur begrüßt hatten, ging die Regierung gar nicht direkt auf die Drohung des Internetriesen mit seinem Rückzug aus China ein. Der Sprecher des Staatsrates, Wang Chen, sagte nur, die Internetmedien müssten der Führung der Kommunistischen Partei folgen. Sie müssten die "soziale Harmonie fördern", "das Denken vereinheitlichen" und die öffentliche Meinung in eine positive Richtung lenken.
Die Sprecherin des Außenministeriums, Jiang Yu, sagte auf Fragen nach Google, ausländische Internetfirmen müssten sich bei ihrer Tätigkeit in China an chinesische Gesetze halten. Ungeachtet der massiven Zensur beschrieb die Sprecherin das Internet in China als "offen". "China verwaltet das Internet nach dem Gesetz, und unsere Maßnahmen entsprechen internationaler Praxis", sagte Jiang Yu.
Der Hacker-Angriff aus China, der Google unter anderem zur Überprüfung seines Engagements in der Volksrepublik veranlasst hatte, richtete sich auch auf 33 weitere amerikanische Firmen, berichtete das US-Magazin "Wired". Unter ihnen seien Finanzfirmen und mindestens ein größeres Unternehmen in der Rüstungsindustrie gewesen. Die Angreifer hätten es auch auf wichtige Quellcodes von Programmen abgesehen gehabt.
Zu den Hacker-Angriffen sagte Außenamtssprecherin Jiang Yu lediglich: "Die chinesische Regierung lehnt Cyber-Attacken ab." Der US-Seite sei die chinesische Position erklärt worden, sagte die Sprecherin auf die Forderung von US-Außenministerin Hillary Clinton nach Aufklärung der Vorwürfe. Details wurden nicht genannt.
Nach Angaben von US-Internetexperten zeigte die Hacker-Attacke im Dezember auf Google und die anderen Firmen deutliche Ähnlichkeit mit einem ähnlichen Angriff im Sommer 2009. Dabei war versucht worden, durch eine Sicherheitslücke in dem Programm Adobe Reader wichtige Computerdaten von rund 100 amerikanischen Technologiefirmen zu stehlen. Das berichteten das Magazin "Wired" und der US-Fachdienst "CNET" unter Berufung auf Eli Jellenc, den Chef der Internetsicherheitsfirma VeriSign iDefense.
Bei dem Angriff im Dezember hätten die schädlichen Programme in den infizierten Computern ihre Instruktionen von ganz ähnlichen Serveradressen bekommen wie im Juli, berichtete iDefense, das angegriffene Firmen zu seinen Kunden zählt. Diese Adressen stünden mit früheren Hacker-Attacken in Verbindung, hinter denen Gruppen steckten, die entweder direkt vom chinesischen Staat angestellt seien oder zumindest im Auftrag Pekings arbeiteten, sagte Jellenc.