In der Debatte um die Lehren aus der Finanzkrise fordert HSBC-Verwaltungsratschef Stephen Green knapp ein Jahr nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers eine Rückbesinnung der Bankenbranche auf ethische Grundsätze. "Wir müssen wieder zu angemessenen Wertvorstellungen zurückfinden", so Green bei einer Branchenkonferenz in Frankfurt. "Ohne eine neue Wertekultur in unserer Branche und in der freien Marktwirtschaft insgesamt wird und kann eine Regulierung der Finanzmärkte nicht ausreichen."
Vor allem in der Frage der Bonus-Zahlungen müssten Banken über Systeme nachdenken, die sich an langfristigen Faktoren orientierten. "Es ist offensichtlich, dass die Anreize viel zu kurzfristig ausgelegt waren", räumte Green ein.
Die internationalen Finanzaufseher und die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) arbeiten derzeit schärfere Regularien für die globale Finanzbranche aus. Dabei geht es vor allem um strengere Eigenkapital- und Liquiditätsvorgaben sowie um die Begrenzung von übertriebenen Leistungsanreizen.
Green gestand ein, dass die Bankbranche in den vergangenen Jahren viele Fehler gemacht habe. Banken seien oft nur der schnellen Rendite hinterhergejagt. Sie hätten aus diesem Grund hochkomplizierte Produkte auf den Markt gebracht, deren Nutzen fraglich sei.
"All diese Fehler entspringen dem Streben nach kurzfristigen Gewinnen, der positive Wert im Bankensystem wird sich erst wieder einstellen, wenn Banken Nachhaltigkeit beherzigen", betonte Green.