OECD-Prognose

Globale Aussichten werden immer rosiger

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Die Wirtschaft in den Industrieländern erholt sich nach Einschätzung der OECD überraschend schnell von der schweren Rezession. Zugleich steigen aber angesichts der Schuldenkrise in Europa und der Überhitzung in einigen Schwellenländern die Risiken.

"Dies ist ein entscheidender Moment für die Weltwirtschaft", sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria. Um die ausufernde Staatsverschuldung wieder in den Griff zu bekommen, sei eine Zusammenarbeit auf internationaler Ebene nötig.

Deutliche Anhebung der Prognose

Die Pariser Organisation erwartet für die Weltwirtschaft ein Wachstum von 4,6 % 2010 und von 4,5 % 2011. In ihrer Prognose im November 2009 ging die OECD noch von einem weltweiten BIP-Wachstum von 3,4 % für 2010 und von 2,8 % von 2011 aus.

Für Österreich sieht die OECD heuer ein BIP-Plus von 1,4%, 2011 soll die heimische Wirtschaft bereits um2,3 % zulegen können.

Die Wirtschaftsleistung in den 31 OECD-Staaten - vor allem Industrieländern - steigt nach Vorhersage der Experten in diesem Jahr saison- und preisbereinigt um 2,7 % und legt 2011 um 2,8 % zu. Damit ist die OECD optimistischer als noch im November, als lediglich ein Plus von 1,9 % in diesem Jahr für möglich gehalten wurde.

USA und Japan als Lokomotiven

Zu den Spitzenreitern beim Wachstum dürften die USA gehören, wo das BIP jeweils um 3,2 % zulege. Auch Japans Wirtschaft erhole sich rasch von dem tiefen Einbruch von 2009: Hier sagen die OECD-Experten ein Wachstum von 3 % für das laufende und ein Plus von 2 % für 2011 voraus. Die Euro-Zone kommt dagegen mit einem Wachstum von 1,2 % 2010 und 1,8 % 2011 schleppender aus der Krise und hinkt der globalen Erholung hinterher.

Arbeitslosigkeit in OECD-Staaten bereits im Sinken

Die Arbeitslosigkeit dürfte in den OECD-Ländern ihren Höhepunkt mit derzeit 8,5 % erreicht haben, so die Experten. Durch den massiven Einsatz der Kurzarbeit sei ein stärkerer Anstieg der Arbeitslosenzahlen verhindert worden. In der Konjunkturbelebung sei jedoch nicht mit einem deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit zu rechnen, weil gerade in Japan und europäischen Staaten die Firmen eher die Arbeitszeit erhöhen dürften.

BIP-Wachstum

2009

2010

2011

USA

-2,4

3,2

3,2

Japan

-5,2

3,0

2,0

Euro-Zone

-4,1

1,2

1,8

Deutschland

-4,9

1,9

2,1

ÖSTERREICH

-3,4

1,4

2,3

OECD

-3,3

2,7

2,8

DIE ERHOLUNG DER ÖSTERREICHISCHEN WIRTSCHAFT wird 2010/11 schneller erfolgen als bisher angenommen. Die BIP-Prognose für heuer wurde von 0,9 auf 1,4 % nach oben revidiert, für 2011 um 0,1 Prozentpunkte auf 2,3 %. Dennoch wird sich der Arbeitsmarkt bis 2011 nicht wesentlich entspannen, prophezeit der "Economic Outlook" der OECD.

Als Voraussetzung dafür nennt die OECD eine Festigung der Auslandsnachfrage sowie das Fortsetzen der Geld- und Finanzpolitik, um die Konjunktur zu stützen. Bereits im 2. Halbjahr 2009 hatte es positive Vorzeichen der Erholung gegeben, nach 4 aufeinanderfolgenden Quartalen der Rezession.

Exportwachstum bringt Österreich auf Kurs

Die Erholung erfolgte in erster Linie durch die Exporte infolge der weltweiten Nachfragebelebung. Während die Ausfuhren 2009 ein Minus von 15 % erzielten, werden sie heuer laut OECD um 4 % und 2011 um 7,7 % zulegen. Mittelfristig hänge das Exportgeschäft von der Entwicklung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit ab, die sich aber 2009 verschlechtert hatte.

Eine Stütze der Entwicklung in Österreich war der private Konsum, der 2009 trotz Krise um 0,8 % wuchs. Dies führt die OECD auf das Gleichgewicht zwischen positiver Faktoren wie etwa der Einkommensteuersenkung sowie hoher Tarifabschlüsse und negativer Faktoren (höhere Arbeitslosigkeit und getrübtes Vertrauen) zurück. Auch für 2010 und 2011 wird eine Beschleunigung des Konsums auf 1,1 bzw. 1,6 % prognostiziert.

Nach wie vor ist die Lage am Arbeitsmarkt nach Einschätzung der OECD schwierig, "doch scheint eine Trendumkehr" gelungen zu sein. Die Arbeitslosenrate war von 3,8 % (2008) auf 4,8 % im Vorjahr angestiegen. Im 4. Quartal 2009 nahm die Beschäftigung aber nach einem drastischen Rückgang in der ersten Jahreshälfte wieder zu - vor allem dank des Dienstleistungssektors. Gleichzeitig hielt der Abbau der Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe an.

Positiv sei, dass die Zahl der Arbeitsstunden je Beschäftigtem, die während der Rezession deutlich zurückgegangen war, sich in letzter Zeit stabilisiert haben dürfte. Auch die Zahl der Kurzarbeitenden reduzierte sich zwischen Mitte 2009 und März 2010 etwa um die Hälfte. Für 2010 und 2011 rechnet die OECD mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosenquote um jeweils 0,1 Prozentpunkte auf 4,9 bzw. 5 %.

Kein Inflationsdruck auszumachen

Der OECD-Bericht sieht keinen Inflationsdruck auf Österreich zukommen, auch wenn die Gesamtinflation im März aufgrund höherer Energiepreise auf 1,8 % gestiegen ist. Für 2010 wird mit einer Teuerung von 1,4 % gerechnet, 2011 mit 1,0 %.

Außerdem ortet die OECD eine Stabilisierung der Finanzmärkte. Die Spreads österreichischer Staatsanleihen gegenüber Deutschland haben sich verringert und sind in etwa zu ihrem Niveau vor der Krise zurückgekehrt. Die Gesamtkreditvergabe schrumpfte weiter, die Kredite an private Haushalte legten aber leicht zu. Die steigenden Kosten der Risikovorsorge - größtenteils bedingt durch Auslandsgeschäfte - würden die Ertragslage der österreichischen Banken beeinträchtigen, obwohl sie solide Überschüsse erwirtschafteten, so der Bericht.

In Sachen Haushaltskonsolidierung empfiehlt die OECD eine umfassende Steuer- und Verwaltungsreform sowie Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen. Zudem sollten die weiteren Maßnahmen derart konzipiert sein, dass sie das Potenzialwachstum erhöhen und die öffentlichen Ausgaben mit Hilfe von Effizienzsteigerungen verringern. Da konkrete Maßnahmen erst noch festgelegt werden müssen, rechnet die OECD mit einem Budgetdefizit von 4,6 % 2011 und einem Staatsverschuldung von 73 % des BIP.

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