Emissionen bei finanzierten Unternehmen sollen um 39 bis 65 Prozent sinken
69 große Kapitalanleger wie Versicherungen und Pensionsfonds wollen beim Umweltschutz mehr Druck machen und künftig auch Staaten an ihrem Engagement für den Klimawandel messen. Die "Net-Zero Asset Owner Alliance" (AOA) will die CO2-Emissionen der von ihren Mitgliedern finanzierten Unternehmen und Projekte bis 2030 um 49 bis 65 Prozent senken, wie die Initiative am Dienstag ankündigte.
Das Bündnis, zu dem unter anderem die Allianz, die Münchener Rück, Zurich und Swiss Re gehören, verwaltet zusammen 10,4 Billionen Dollar (rund 92 Bio. Euro). Bis 2050 sollen ihre Anlage-Portfolien vollständig klimaneutral sein und auf diese Weise dazu beitragen, dass sich die Erde um nicht mehr als 1,5 Grad erwärmt.
Das Zwischenziel für 2025 hat die AOA verschärft: Dann sollen die Emissionen um 22 bis 32 (bisher 16 bis 25) Prozent niedriger sein als 2020. "Das ist schließlich jetzt die entscheidende Dekade für die globale Erwärmung", sagte der Vorsitzende der AOA, Allianz-Vorstand Günther Thallinger, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Die Ziele sollen künftig nicht nur für Aktien, Unternehmensanleihen und Immobilien gelten, sondern auch für die Finanzierung von Infrastruktur, bei der Versicherer und Fonds eine immer größere Rolle spielen.
Auch Investments in Staatsanleihen will die Klima-Allianz bald unter dem Aspekt des Klimaschutzes bewerten. Man stehe noch am Anfang, räumte Thallinger ein. "Wir müssen uns erst einmal klarwerden, wie man Emissionen auf staatlicher Ebene misst. Ist ein produktionsbasierter Ansatz sinnvoll oder ein konsumbasierter?" Bis zum Herbst wollen die Kapitalanleger einen gemeinsamen Nenner finden. "Damit wollen wir die Grundlage für den Dialog mit Regierungen schaffen." Man werde Staaten keine Klimaziele vorschreiben, betonte der Allianz-Vorstand. "Aber wir machen klar, welche Entwicklung wir erwarten, um weiter Finanzierungspartner zu bleiben." Gerade Versicherer gehören zu den wichtigsten Käufern von Staatsanleihen, die als langfristig sichere Anlage gelten.
Auf Unternehmen wollen die Mitglieder der AOA dagegen aktiv zugehen: Die Erzeuger der Klimagase - etwa Kohlekraftwerke, aber auch Zement- oder Aluminium-Hersteller - sollen zum Umstieg auf eine umweltfreundlichere Produktion gebracht werden. Notfalls wollen sich die Investoren von ihren Anteilen trennen.
Seit der Gründung im Jahr 2019 ist die Net-Zero Asset Owner Alliance deutlich gewachsen. Allein im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Mitglieder nach ihren Angaben mehr als verdoppelt, ebenso das von ihnen verwaltete Vermögen.