Seit 1992 in Pension.
Herbert Krejci gestaltete in der Industriellenvereinigung (IV), zuletzt als deren Generalsekretär, jahrzehntelang die politische Landschaft der Zweiten Republik mit. Der wortgewaltige Mann schoss schon vor dem Einzug der Political Correctness manchmal über sein Ziel hinaus, konnte sich dafür aber nur selten darüber beklagen, missverstanden worden zu sein. Krejci starb im 94. Lebensjahr.
1946 aus Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt
Krejci wurde 1922 in Wien geboren. 1946 kehrte er aus der britischen Kriegsgefangenschaft zurück und begann seine Journalistenlaufbahn, die er zunächst im außenpolitischen Ressort beim damaligen "Wiener Kurier" beendete. 1956 wechselte er in die Presseabteilung der Industriellenvereinigung (IV), 1961 übernahm er die Chefredaktion der Wochenzeitschrift "Industrie". Von 1980 bis 1992 fungierte er als Generalsekretär der IV, ein Amt, das er auf eine Art bekleidete, die manche verleitete, ihn als Präsident zu titulieren.
Nicht erst als Generalsekretär war der konservativ-liberale Bildungsbürger mitten im politischen Getümmel zu finden - etwa bei der Volksabstimmung über das Atomkraftwerk Zwentendorf (pro) und beim Tauziehen um das Kraftwerk in Hainburg (ebenfalls pro). "Wenn die Leut' in der Nacht am Schwarzenbergplatz vorbeifahren und es brennt Licht, denken sie sich, was hecken die schon wieder aus. Dabei sind es nur die Putzfrauen, die aufräumen."
Erfolgreicher als mit Zwentendorf und Hainburg war der IV-General mit seinem schon frühzeitigen Drängen auf einen Vollbeitritt zu den "Europäischen Gemeinschaften": Dies dürfe kein "zweites Hainburg" werden, erklärt Krejci bereits zu einem Zeitpunkt, als sich Außenminister Alois Mock in der Frage noch ambivalent verhielt. In diese Zeit fällt ein Sager Krejcis, der mit Blick auf Alois Mock, der damals auch VP-Obmann war, erklärt hatte, da müsse wohl "einer den Stauffenberg spielen". Berthold Schenk Graf von Stauffenberg war jener Wehrmachtsoffizier, der am 20. Juli 1944 das (nicht geglückte) Attentat auf Adolf Hitler organisierte.
Er habe damit jedenfalls nicht zu einem Tyrannenmord aufrufen, sondern Mut in der ÖVP einfordern wollen, erläuterte Krejci später.
Nach seiner Pensionierung in der IV widmete er sich der Öffentlichkeitsarbeit für den EU-Beitritt, einer Informationstätigkeit, über die er noch im Amt zu Protokoll gegeben hatte: "Da existieren Vorschläge von unserer Seite an die Bundesregierung, wie man dieses Problem auf gut österreichische Weise lösen könnte, sodass beim Empfänger das Gefühl entsteht, hier sei man um eine objektive, faire Information bemüht." Männer wie Frank Stronach, die von einer Rückkehr zum Schilling träumen, konnte Krejci auch bis zuletzt "politisch nicht für voll nehmen", wie er dem "Kurier" sagte, dessen Aufsichtsrat er von 1972 bis 1990 gewesen war.
Politisch galt Krejci als Freund der Großen Koalition und Kritiker Jörg Haiders und der schwarz-blauen "Wenderegierung" nach 2000. Positiv wertete er die in der Zweiten Republik allgegenwärtige Sozialpartnerschaft, er machte sich aber nur wenig Illusionen über die Reformbereitschaft des Landes: "Ohne Crash ist nix (...) Erst wenn sich herausstellt, dass irgendeine Sozialversicherungsinstitution pleite ist, dann wird man irgendetwas machen", sagte er 2010 in einem Interview mit dem "Standard".
In Österreichs Verstaatlichter Industrie, deren Krise voll in seine IV-Amtszeit fiel, hatte er mehrere kontrollierende Positionen inne. So war er der erste Aufsichtsratsvorsitzende der neu geschaffenen Verstaatlichtenholding Austrian Industries (AI), bis 2000 war er auch Aufsichtsratschef der Verbundgesellschaft. Zuletzt engagierte sich Krejci für die Wiederwahl von Bundespräsident Heinz Fischer und das Bildungs-Volksbegehren von Hannes Androsch.
Alt-Bundespräsident Fischer "tief betroffen"
Alt-Bundespräsident Heinz Fischer hat sich vom Tod Herbert Krejcis "tief betroffen" gezeigt. Gegenüber der APA würdigte er den ehemaligen Generalsekretär der Industriellenvereinigung als einen der "Wegbereiter der Zweiten Republik" und einen "großen österreichischen Patrioten". Dies habe er bereits in einem Gespräch mit einem Vertreter der Familie des Verstorbenen zum Ausdruck gebracht.