"ATX wird 2010 moderat positiv performen"

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Erste-Chefanalyste Fritz Mostböck erwartet Ende nächsten Jahres 3.000 Punkte. Derzeit sind die Bewertungsniveaus auf teils neutralen Ebenen angelangt.

Der ATX zählt heuer im weltweiten Vergleich zu den Top-Performern (+49,2 % Ytd). Der Druck, dem die Wiener Börse zuvor - infolge geradezu hysterischer internationaler Einschätzungen - ausgesetzt war, erwies sich als überzogen.

2009 fiel entgegen vieler Meinungen komplett mit anderem - stark positivem - Vorzeichen aus. Internationale Investoren folgten aus Mangel an Alternativen wiederum dem Wachstumstrend vieler Emerging Markets, wobei CEE davon ebenso stark gewinnen konnte. Dies zeigt auch ein relativer Vergleich an Finanzhandelsströmen.

Die Emerging Markets profitierten dabei gegenüber großen etablierten Märkten. Die Wiener Börse konnte wie viele Märkte CEEs die übertriebene Fehleinschätzung in weiterer Folge korrigieren und Bewertungs-Gaps schließen. Erfolgte Gewinnrevisionen setzen den ATX aktuell wieder auf ein neutrales Bewertungsniveau. Nach einer erwarteten Erholungsphase zu Beginn des Jahres 2010 kann es zwischenzeitlich im Jahresverlauf durchaus zu Korrekturen kommen. Insgesamt erwarten wir ein moderat freundlicheres Umfeld für 2010.

Volatilitäten haben sich deutlich reduziert

Generell zeigt eine Analyse des Erste Group Research wieder eine deutliche Abnahme der Kursschwankungen, was auf ein Verschwinden der Nervosität und insgesamt wieder auf eine stabilere Finanzmarktverfassung schließen lässt. Die durchschnittlichen Handelsvolumina zeigen, dass Emerging Markets wie die CEE-Märkte sowie die Wiener Börse im Langfrist-Vergleich auch 2009 gegenüber großen globalen Märkten in ihrer relativen Bedeutung deutlich profitieren konnten.

Die Panikmache und Fehleinschätzung von Rating-Agenturen und Nobelpreisträgern im März hat genau das Gegenteil bewirkt. Unabhängige Märkte lassen sich von vorschnellen Fehlinterpretationen wenig beeindrucken. Investoren setzen ganz offenkundig mehr auf reale Fakten und nachhaltig zu erwartendes Wachstum als auf kurze Zwischenerholungen in langfristig stagnierenden und etablierten Märkten.

Empfehlung: Fokus auf Stock picking

Als Investmentstrategie empfehlen wir, den Fokus weiterhin auf selektives Vorgehen und Stock picking. Attraktive Werte, die noch nicht zu stark gelaufen sind (OMV, voestalpine, A-TEC), Wachstumswerte, die sich unabhängig von der Konjunktur entwickeln (Intercell, Kapsch TrafficCom, BWT), sonstige (zyklische) Werte, die die Talsohle deutlich durchschritten haben (RHI, Vienna Insurance Group, Semperit), Immobilienwerte mit attraktiven Multiples (Eco Business-Immo, Immoeast, Sparkassen Immo), und allgemein Blue Chips, Unternehmen mit guter Kapitalstruktur.

Die Top Picks an der Wiener Börse: Intercell, OMV, RHI, Vienna Insurance Group, voestalpine, A-TEC, BWT, Eco Business, Immoeast, Kapsch, Semperit, S Immo.

Erwartungen für 2010 vorsichtig optimistisch

Von der Strategie her ergeben sich infolge der starken Performance der vergangenen Monaten und der in Summe erreichten relativ neutral gewordenen Bewertungen keine brüllenden Auftriebskräfte. Wir erwarten aber für 2010 eine in Summe weitere moderate Erholung, die in einer leicht zweistelligen Performance münden sollte.

Die Zinsen bleiben vorerst niedrig und die allgemeine Risikobereitschaft ist - aus Mangel an Alternativen - gestiegen. Das spricht unter Renditegesichtspunkten für eine relative Attraktivität von Aktien. Trotz der bisherigen Stärkephase kann es gut möglich sein, dass wir gegen Jahresende 2010 an die Marke von 3.000 Punkten im ATX anschließen.

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